Galaxien sind keine statischen Sterninseln – sie sind dynamisch und verändern sich ständig, immer in Bewegung durch die Dunkelheit des Universums. Manchmal, wie auf diesem spektakulären Bild des NASA/ESA-Weltraumteleskops Hubble zu sehen, können Galaxien in einer Kollision kosmischen Ausmaßes aufeinanderprallen. Das Bild zeigt das Galaxienpaar Arp 256.
Rund 350 Millionen Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Cetus (Walfisch) haben zwei Balkenspiralgalaxien gerade eine Verschmelzung begonnen. Dieses Bild fängt sie in einem einzigen Moment ein und friert das chaotische Durcheinander aus Gas, Staub und durch die Gravitationskräfte fortkatapultierten Sternen ein.
Obwohl ihre Kerne immer noch weit voneinander entfernt sind, wirken die Formen der Galaxien in Arp 256 eindrucksvoll verzerrt. Die Galaxie im oberen Teil der Aufnahme enthält sehr auffällige Gezeitenschweife – das sind lange, ausgedehnte Bänder aus Gas, Staub und Sternen.
In den Galaxien gibt es viele leuchtende Regionen, in denen Sternentstehungsprozesse stattfinden: Die hellblauen Gebiete sind stellare Kinderstuben und produzieren heiße, junge Sterne. Diese enorm intensiven Sternentstehungsprozesse werden durch die starken gravitativen Wechselwirkungen ausgelöst, die interstellares Gas und Staub aufwirbeln, woraus Sterne geboren werden.
Arp 256 wurde erstmals im Jahr 1966 von Halton Arp als eine von 338 Galaxien im Atlas of Peculiar Galaxies (etwa: Atlas der besonderen Galaxien) katalogisiert. Das Ziel des Katalogs war es, Beispiele für die eigenartigen und wundervollen Strukturen abzubilden, die in nahen Galaxien zu finden sind, um Schnappschüsse unterschiedlicher Stadien der galaktischen Entwicklung festzuhalten. Diese besonderen Galaxien sind wie ein natürliches Experiment, das in einem kosmischen Maßstab durchgeführt wird, und indem sie sie katalogisieren, können Astronomen die physikalischen Prozesse besser verstehen, die Spiralgalaxien und elliptischen Galaxien neue Formen geben.
Viele Galaxien in diesem Katalog sind Zwerggalaxien mit undeutlicher Struktur oder aktive Galaxien, die gewaltige Jets erzeugen. Aber eine große Anzahl der Galaxien sind interagierende Paare wie beispielsweise Messier 51, die Antennengalaxien oder Arp 256. Solche Wechselwirkungen verursachen oft bandähnliche Gezeitenschweife, wie sie bei Arp 256 beobachtet werden, ebenso wie Brücken aus Gas, Staub und Sternen zwischen den beteiligten Galaxien.
Vor langer Zeit, als unser expandierendes Universum viel kleiner war, kamen Interaktionen und Verschmelzungen häufiger vor. Tatsächlich vermutet man, dass sie die galaktische Entwicklung bis zum heutigen Tag antreiben. Die Galaxien des Systems Arp 256 werden ihren gravitativen Tanz in den nächsten Millionen Jahren fortführen, zunächst als ein Flirt und dann vertraut, bevor sie letztendlich zu einer einzigen Galaxie verschmelzen.
Dieses spektakuläre Bild basiert auf Daten, die mit Hubbles Advanced Camera for Surveys (ACS) und der Wide Field Camera 3 (WFC3) gesammelt wurden. Es ist eine neue Version eines bereits im Jahr 2008 veröffentlichten Bildes, das Teil einer großen Sammlung aus 59 Bildern von verschmelzenden Galaxien war, welche anlässlich Hubbles 18. Jahrestag aufgenommen wurden.
Video-Link: https://youtu.be/NrJuty5C_KU
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
https://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/heic1805a.jpg
(THK)
Antworten