‚Oumuamua zeigt unerwarteten Geschwindigkeitsanstieg

Diese Illustration zeigt das Objekt 'Oumuamua, wie es in die Randbereiche unseres Sonnensystems fliegt. (Credits: NASA / ESA / STScI)
Diese Illustration zeigt das Objekt 'Oumuamua, wie es in die Randbereiche unseres Sonnensystems fliegt. (Credits: NASA / ESA / STScI)

Mit Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble und bodenbasierten Observatorien hat ein internationales Forschungsteam bestätigt, dass ‚Oumuamua eine unerwartete Geschwindigkeitssteigerung und Bahnänderung erfahren hat, als das Objekt im vergangenen Jahr das innere Sonnensystem passierte. ‚Oumuamua ist das erste bekannte interstellare Objekt, das durch unser Sonnensystem reist.

„Unsere hochpräzisen Messungen von ‚Oumuamuas Position offenbarten, dass irgendetwas dort seine Bewegung beeinflusste – etwas anderes als die Gravitationskräfte der Sonne und der Planeten“, sagte Marco Micheli vom Space Situational Awareness Near-Earth Object Coordination Centre der European Space Agency in Frascati (Italien). Micheli ist der Hauptautor einer Studie, die die Ergebnisse des Teams beschreibt.

Co-Autor Davide Farnocchia vom Center for Near Earth Object Studies (CNEOS) am Jet Propulsion Laboratory analysierte die Bahn des interstellaren Besuchers und stellte fest, dass die Geschwindigkeitszunahme mit dem Verhalten eines Kometen übereinstimmte.

„Diese zusätzliche, geringe Krafteinwirkung auf ‚Oumuamua wird wahrscheinlich von Jets aus gashaltiger Materie erzeugt, die von seiner Oberfläche ausgestoßen werden“, sagte Farnocchia. „Dieselbe Art Ausgasung beeinflusst die Bewegungen vieler Kometen in unserem Sonnensystem.“

Kometen emittieren normalerweise große Mengen Staub und Gas, wenn sie durch die Sonne erwärmt werden. Aber dem Teammitglied Olivier Hainaut von der Europäischen Südsternwarte zufolge habe es keine sichtbaren Anzeichen für Ausgasungen bei ‚Oumuamua gegeben, daher waren diese Kräfte nicht erwartet worden.“

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/PYxhxUik5PY


Das Team schätzt, dass die Ausgasung von ‚Oumuamua eine sehr kleine Menge Staubteilchen produziert haben könnte – genug, um dem Objekt einen kleinen zusätzlichen Schub zu geben, aber nicht ausreichend, um beobachtet zu werden.

Karen Meech, eine Astronomin am Institute of Astronomy der University of Hawaii und Co-Autorin der Studie, spekulierte, dass kleine Staubkörnchen, die auf der Oberfläche der meisten Kometen vorhanden sind, während der langen Reise ‚Oumuamuas durch den interstellaren Raum wegerodiert wurden.

„Je länger wir ‚Oumuamua untersuchen, desto spannender wird es“, sagte Meech. „Ich bin erstaunt, wie viel wir aus einer kurzen, intensiven Beobachtungskampagne erfahren haben. Ich kann das nächste interstellare Objekt kaum abwarten.“

‚Oumuamua ist weniger als 800 Meter lang und jetzt weiter von der Sonne entfernt als Jupiter. Das Objekt entfernt sich mit etwa 112.000 Kilometern pro Stunde von der Sonne, während es in Richtung der Randbereiche des Sonnensystems fliegt. In nur vier Jahren wird es auf seinem Weg zurück in den interstellaren Raum die Umlaufbahn Neptuns passieren.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=H62WsztrGi0&feature=youtu.be


Weil ‚Oumuamua das erste interstellare Objekt ist, das jemals in unserem Sonnensystem beobachtet wurde, betonen die Forscher, dass es schwierig sei, allgemeine Rückschlüsse auf diese neu entdeckte Klasse von Himmelskörpern zu ziehen. Beobachtungen weisen jedoch auf die Möglichkeit hin, dass andere Sternsysteme regelmäßig kleine, kometenähnliche Objekte fortschleudern, und es sollten noch mehr von ihnen zwischen den Sternen treiben. Zukünftige boden- und weltraumgestützte Himmelsdurchmusterungen könnten weitere dieser interstellaren Vagabunden entdecken und eine größere Stichprobe für wissenschaftliche Untersuchungen liefern.

Die Abhandlung erscheint in der Nature-Ausgabe vom 27. Juni 2018.

Quelle

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*