Das Duo der Magellanschen Wolken könnte einst ein Trio gewesen sein

Die beiden Magellanschen Wolken am Nachthimmel über der Südhalbkugel, im Vordergrund die Antennen des Atacama Large Millimeter/ submillimeter Array (ALMA). (Credits: ESO / C. Malin)
Die beiden Magellanschen Wolken am Nachthimmel über der Südhalbkugel, im Vordergrund die Antennen des Atacama Large Millimeter/ submillimeter Array (ALMA). (Credits: ESO / C. Malin)

Zwei der nächstgelegenen Galaxien – die Große und die Kleine Magellansche Wolke – könnten einen dritten Begleiter gehabt haben, vermuten Astronomen. Eine am 18. September 2018 veröffentlichte Forschungsarbeit beschreibt, wie eine andere „helle“ Galaxie vor 3-5 Milliarden Jahren wahrscheinlich von der Großen Magellanschen Wolke verschlungen wurde.

Benjamin Armstrong, Masters Student am International Centre for Radio Astronomy Research (ICRAR) und Hauptautor der Studie, sagte, dass sich die meisten Sterne in der Großen Magellanschen Wolke im Uhrzeigersinn um das Zentrum der Galaxie bewegen würden. Aber manche Sterne würden das Zentrum gegen den Uhrzeigersinn umkreisen, was ungewöhnlich sei.

„Eine Weile dachte man, dass diese Sterne von ihrer Begleitgalaxie stammen könnten, der Kleinen Magellanschen Wolke“, sagte Armstrong. „Unsere Theorie war, dass diese Sterne von einer Verschmelzung mit einer anderen Galaxie in der Vergangenheit stammen.“

Armstrong, der an der University of Western Australia tätig ist, nutze Computermodelle, um Verschmelzungen von Galaxien zu simulieren. „Wir stellten fest, dass sich bei dieser Art von Verschmelzung tatsächlich eine recht starke Rotation gegen den Uhrzeigersinn einstellen kann, nachdem die Verschmelzung stattgefunden hat“, sagte er. „Das stimmt mit dem überein, was wir sehen, wenn wir die Galaxien beobachten.“

Die Magellanschen Wolken sind am Nachthimmel der südlichen Hemisphäre mit dem bloßen Auge sichtbar und wurden von alten Kulturen seit tausenden Jahren beobachtet. Die Große Magellansche Wolke ist etwa 160.000 Lichtjahre von uns entfernt, während die Distanz von uns zur Kleinen Magellansche Wolke rund 200.000 Lichtjahre beträgt.

Laut Armstrong könnte das Ergebnis helfen, ein Problem zu erklären, das Astronomen seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet: Warum die Sterne in der Großen Magellanschen Wolke allgemein entweder sehr alt oder sehr jung sind. „In Galaxien gibt es diese großen Objekte, die als Sternhaufen bezeichnet werden“, sagte er. „Sternhaufen enthalten viele, viele Sterne, die alle ungefähr das gleiche Alter aufweisen und in ähnlichen Umgebungen entstanden. In der Milchstraßen-Galaxie sind die Sternhaufen alle sehr alt. In der Großen Magellanschen Wolke haben wir jedoch sehr alte Sternhaufen und welche, die sehr jung sind – aber nichts dazwischen.“

„Dies ist als das Alterslücken-Problem bekannt“, sagte Armstrong. „Weil wir beobachten, wie in der Großen Magellanschen Wolke wieder neue Sterne entstehen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass eine Galaxienverschmelzung stattfindet.“ Das Ergebnis könnte ihm zufolge auch helfen zu erklären, warum die Große Magellansche Wolke eine dicke Scheibe zu besitzen scheint.

„Unsere Arbeit ist noch sehr vorläufig, aber sie schlägt vor, dass dieser Art Prozess für die dickere Scheibe in der Vergangenheit verantwortlich gewesen sein könnte“, sagte Armstrong. In der Forschungsarbeit gehe es darum, relevante Fragen zu stellen, mit deren Beantwortung die Astronomen beginnen können. „Es geht darum, eine neue Theorie zu erstellen – eine neue Art und Weise, um ein altes Problem zu betrachten“, sagte er.

Die Studie erschien in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society , veröffentlicht von der Oxford University Press.

Quelle

(THK)

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