Gehörknöchelchen helfen bei der Erforschung der Vergangenheit

3D Scan von Gehörknöchelchen. (Credit: Kevin Mackenzie, University of Aberdeen)
3D Scan von Gehörknöchelchen. (Credit: Kevin Mackenzie, University of Aberdeen)

Archäologen haben erstmals die kleinen Knochen im Ohr benutzt, um Rückschlüsse auf die Gesundheit von Frauen und Kindern vor 160 Jahren zu ziehen. Archäologen der University of Bradford haben Gehörknöchelchen aus den Skeletten von 20 Jugendlichen untersucht, die an einer Begräbnisstätte in Blackburn freigelegt wurden, welche im 18. und 19. Jahrhundert genutzt wurde. Die Skelette wurden ausgewählt, um Exemplare mit und ohne Mangelkrankheiten wie Rachitis oder Skorbut zu repräsentieren.

Diese Skelette wurden von Headland Archaeology freigelegt und von der Studentin Tamara Leskovar unter Aufsicht von Dr. Julia Beaumont an der University of Bradford untersucht. Die neue Methode hat einen Zusammenhang zwischen der mütterlichen Ernährung vor der Schwangerschaft und der Ernährungsweise in der späten Schwangerschaft aufgezeigt. Anhand des frühesten Zahngewebes bietet sie insbesondere Informationen über den Gesundheitszustand der Mutter und den des Babys in den ersten beiden Trimestern (6 Monaten) der Schwangerschaft.

Auf früheren Forschungsarbeiten von Dr. Beaumont bezüglich Zähnen aufbauend stellte das Team fest, dass die Gehörknöchelchen einer Person eine Korrelation zwischen ihrer Ernährung und ihrer Physiologie aufzeigen können. Dabei ergab sich das Potenzial, Kinder mit einem Erkrankungsrisiko im späteren Leben zu identifizieren und die Gesundheit von Mutter und Kind in alten Populationen zu untersuchen.

„Unsere früheren Forschungen haben gezeigt, dass Zähne uns viel mehr verraten können, als man denkt. Was wir nicht erkannt hatten, ist wie viel uns auch einer der kleinsten Knochen des Körpers erzählen kann“, erklärte Dr. Beaumont.

„Die Gehörknöchelchen bilden sich früh, wenn das Kind in der Gebärmutter liegt und sind nach den ersten zwei Jahren voll entwickelt. Im Gegensatz zu anderen Knochen bauen sie sich nicht um und bieten deshalb eine einzigartige Momentaufnahme vom Gesundheitszustand der Mutter während der ersten Schwangerschaftsphasen“, sagte Dr. Beaumont.

„Dies ist das erste Mal, dass menschliche Gehörknöchelchen verwendet werden, um die Nährstoffversorgung in der Gebärmutter zu untersuchen. Zusammen mit dem Zahnbein wird uns das erlauben, den Gesundheitszustand schwangerer Frauen herauszufinden, was aufgrund der langsamen Rate des Knochenumbaus für uns nicht zugänglich war“, ergänzt Dr. Beaumont.

Die Studie wurde teilweise mit Fördermitteln der Society for the Study of Human Biology finanziert. Die Co-Autorin ist Suzanne McGalliard von Headland Archaeology. Die Abhandlung mit dem Titel „Auditory ossicles: a potential biomarker for maternal and infant health in utero“ wurde in den Annals of Human Biology veröffentlicht.

Quelle

(THK)

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