Bislang ist die Länge des legendären Riesenhais Megalodon nur geschätzt worden, aber jetzt hat eine neue Studie unter Leitung der University of Bristol und der Swansea University die Größe seines Körpers beziffert – darunter Flossen, die so groß wie ein erwachsener Mensch sind.
Die Größe der größten Haie zu bestimmen, übt eine gewisse Faszination aus, aber es kann für fossile Formen, bei denen oft nur Zähne übrigbleiben, sehr schwierig sein. Der furchterregendste heute lebende Hai ist der Große Weiße Hai mit über sechs Metern Länge und einer Bisskraft von zwei Tonnen pro Quadratzentimeter.
Sein fossiler Verwandter (und Star in Hollywood-Produktionen), der Megalodon, lebte vor 3-23 Millionen Jahren und war mehr als doppelt so lang wie ein Großer Weißer Hai. Seine Bisskraft lag bei mehr als zehn Tonnen pro Quadratzentimeter. Die gefundenen Fossilien des Megalodon bestehen hauptsächlich aus großen, dreieckigen Schneidezähnen, die größer als eine menschliche Hand sind.
Jack Cooper, der kürzlich seinen Master of Science in Paläobiologie an der School of Earth Sciences der University of Bristol erlangte, nutzte mit Kollegen aus Bristol und Swansea eine Reihe mathematischer Methoden, um die Größe und die Proportionen dieses Tieres festzustellen. Dafür führten die Forscher genaue Vergleiche mit einer Vielzahl lebender Verwandter mit ökologischen und physiologischen Gemeinsamkeiten zu Megalodon durch.
Das Projekt wurde von der Hai-Expertin Dr. Catalina Pimiento von der Swansea University und dem Paläontologen Professor Mike Beton von der University of Bristol betreut. Dr. Humberto Ferrón von der University of Bristol wirkte ebenfalls an der Studie mit. Die Ergebnisse wurden am 3. September 2020 im Journal Scientific Reports veröffentlicht.
„Ich war schon immer verrückt nach Haien. Als Student habe ich mit Großen Weißen Haien vor Südafrika gearbeitet und bin mit ihnen getaucht – natürlich geschützt durch einen Stahlkäfig. Es ist diese Gefahr, aber auch dass Haie so schöne und gut angepasste Tiere sind, was sie für Untersuchungen so interessant macht“, sagte Cooper.
„Megalodon war genau das Tier, das mich im Alter von erst sechs Jahren dazu brachte, mich mit Paläontologie zu beschäftigen, daher war ich überglücklich, eine Chance zu bekommen, es zu studieren. Dies war mein Traumprojekt. Aber das gesamte Tier zu untersuchen, ist schwierig, wenn man bedenkt, dass wir nur viele einzelne Zähne haben“, ergänzte er.
Bisher wurde der fossile Hai mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Otodus megalodon nur mit dem Großen Weißen Hai verglichen. Jack und seine Kollegen weiteten diese Analyse erstmals auf fünf moderne Haie aus.
„Der Megalodon ist kein direkter Vorfahre des Großen Weißen Hais, aber er ist ist gleichermaßen mit anderen Haien wie den Makos, Lachshaien und Heringsheien, sowie mit dem Großen Weißen Hai verwandt. Wir führten detaillierte Messungen an allen fünf Arten durch, um Vorhersagen über Megalodon zu treffen“, sagte Pimiento.
„Bevor wir etwas tun konnten, mussten wir prüfen, ob diese fünf modernen Haie beim Wachstum ihre Proportionen veränderten. Wenn sie beispielsweise wie Menschen wären, die als Babys große Köpfe und kurze Beine besitzen, hätten wir bei einem so großen ausgestorbenen Hai Schwierigkeiten bei der Vorhersage der Proportionen des ausgewachsenen Tieres bekommen. Aber wir waren überrascht und erleichtert festzustellen, dass die Jungtiere all dieser räuberischen Haie wie kleine Erwachsene aussehen und mit zunehmendem Alter ihre Proportionen nicht verändern“, sagte Benton.
„Das bedeutet, dass wir einfach die Wachstumskurven der fünf modernen Arten nehmen und die Gesamtformen mit laufendem Wachstum voraussagen konnten – bis zu einer Körperlänge von 16 Metern“, ergänzte Cooper.
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass ein 16 Meter langer Megalodon wahrscheinlich einen etwa 4,65 Meter langen Kopf hatte, sowie eine 1,62 Meter hohe Rückenflosse und eine 3,85 Meter hohe Schwanzflosse. Das heißt, ein erwachsener Mensch könnte auf dem Rücken dieses Hais stehen und wäre so groß wie seine Rückenflosse.
Die Rekonstruktion der Größe von Körperpartien des Megalodon repräsentiert einen grundlegenden Schritt, um die Physiologie dieses Giganten besser zu verstehen, ebenso wie die Faktoren, die ihn anfällig für das Aussterben machten.
(THK)
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