Eine der wichtigsten Entdeckungen der Planetenforschung in den letzten 25 Jahren ist, dass Welten mit Ozeanen unter Gesteins- und Eisschichten in unserem Sonnensystem häufig sind. Zu diesen Welten gehören die Eismonde der Riesenplaneten wie Europa, Titan und Enceladus und ferne Zwergplaneten wie Pluto.
Die Häufigkeit von Welten in unserem Sonnensystem mit Ozeanen unter der Oberfläche spricht dafür, dass sie auch in anderen Sternsystemen häufig vorkommen könnten, was die Bedingungen für die planetare Bewohnbarkeit und das langfristige biologische Überleben deutlich erweitert. Das ist das Ergebnis eines Berichts des Planetenforschers S. Alan Stern vom Southwest Research Institute, der diese Woche auf der 52. jährlichen Lunar and Planetary Science Conference präsentiert wurde.
Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass Welten mit Ozeanen auf ihren Oberflächen wie die Erde innerhalb eines schmalen Distanzbereichs von ihren Heimatsternen liegen müssen, um die Temperaturen aufrechtzuerhalten, die diese Ozeane aufrechtzuerhalten. Welten mit Ozeanen unter der Oberfläche gibt es jedoch in einem viel breiteren Entfernungsbereich zu ihren Sternen. Das erhöht die Anzahl der in der Galaxie wahrscheinlich existierenden, bewohnbaren Welten deutlich.
Welten mit Ozeanen auf ihren Oberflächen so wie die Erde sind zudem vielerlei Arten von Gefahren für Leben ausgesetzt, von Asteroiden- und Kometeneinschlägen über stellare Eruptionen mit gefährlicher Strahlung bis hin zu nahen Supernova-Explosionen und mehr. Sterns Studie betont, dass Welten mit Ozeanen unter der Oberfläche unanfällig für solche Gefahren sind, weil ihre Ozeane durch ein Dach aus Eis und Gestein geschützt werden, das typischerweise einige Kilometer dick ist.
„Welten mit inneren Ozeanen sind besser ausgestattet, um viele Aspekte der Umweltstabilität zu bieten, und sind im Vergleich zu Welten mit äußeren Ozeanen mit geringerer Wahrscheinlichkeit Gefahren für Leben durch ihre eigene Atmosphäre, durch ihren Stern, durch ihr Sonnensystem und die Galaxie ausgesetzt“, sagte Stern.
Er betonte auch, dass dieselbe Schicht aus Eis und Gestein, die die Ozeane schützt, auch praktisch alle astronomischen Techniken zum Nachweis des Lebens in Welten mit inneren Ozeanen blockiert. Falls solche Welten die vorherrschenden Träger des Lebens in der Galaxie sind und falls in ihnen intelligentes Leben entsteht (beides ein großes Falls), dann könnten sie Stern zufolge helfen, das sogenannte Fermi-Paradoxon zu knacken. Das Fermi-Paradoxon wurde von dem Nobelpreisträger Enrico Fermi Anfang der 1960er Jahre aufgestellt und fragt, warum wir keine offensichtlichen Hinweise auf Leben sehen, wenn es im Universum häufig vorkommt.
„Dieselbe schützende Schicht aus Eis und Gestein, die die stabilen Umgebungen für Leben erschafft, verhindert auch den einfachen Nachweis dessen Existenz“, sagte Stern.
Im Jahr 2015 schuf die NASA das Ocean Worlds Exploration Program, das darauf abzielt, eine Wasserwelt zu erforschen, um die Bewohnbarkeit zu bestimmen und nach Leben zu suchen. Monde, die Ozeane unter einem Eispanzer besitzen, beispielsweise Europa und Titan, sind bereits die Ziele von NASA-Missionen zur Erforschung der Bewohnbarkeit dieser Welten.
Der Bericht „Some Implications for Both Life and Civilizations Regarding Interior Water Ocean Worlds“ ist hier verfügbar: https://www.hou.usra.edu/meetings/lpsc2021/pdf/1180.pdf
(THK)
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