Astrofotografie: Sonne, Mondfinsternis und die ISS

Mondfinsternis in den Morgenstunden des 16. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)
Mondfinsternis in den Morgenstunden des 16. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)

Aus astrofotografischer Sicht ein sportliches Wochenende, das in den Morgenstunden des Montags in einer Mondfinsternis gipfelte. Aber der Reihe nach: Den Anfang machte die Sonne.

Sonne

Man kann deutlich erkennen, dass die Sonne in ihrem Sonnenfleckenzyklus wieder aktiver wird, nicht nur in der H-alpha-Wellenlänge, in der man die riesigen Protuberanzen und Filamente sehen kann, sondern auch in normalen Weißlicht-Beobachtungen. Zur Zeit des Aktivitätsminimus war die Sonne im Weißlicht weitgehend strukturlos. Lediglich die Granulation, also die konvektionsbedingte Körnung der Sonnenoberfläche war sichtbar, wenn die Beobachtungsbedingungen es erlaubten. Viel interessanter sind natürlich die Sonnenflecken und deren dynamische Entwicklung im Verlauf einiger Tage. Genau das liegt mit der steigenden Aktivität auf der Sonne wieder mehr im Fokus.

Equipment in diesem Fall ((*)=Affiliatelinks):

Die Vorgehensweise war dieselbe, wie sie im Tutorial zur Erstellung von Sonnenmosaiken beschrieben ist. Auch zum Stacking von Sonnenbildern mit einer Planetenkamera gibt es ein Tutorial mit Tipps und Tricks für die Einstellungen. Letztendlich hängen die Einstellungen, die die besten Ergebnisse hervorbringen, aber auch von den Beobachtungsbedingungen ab, insbesondere von der Luftunruhe, also dem sogenannten Seeing. Das heißt, dass man eventuell ein wenig mit den Einstellungen herumspielen muss, was beispielsweise die Größe und Anzahl der Ausrichtungspunkte (Alignment-Points) beim Stackingprozess angeht.

Das Endergebnis der Sonnenbeobachtung vom 14. Mai sah aus wie folgt (hier in voller Auflösung). Es waren mehrere Gruppen mit verschieden großen Sonnenflecken erkennbar.

 

Sonnenmosaik vom 14. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenmosaik vom 14. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)

Nach demselben Workflow entstand am nächsten Tag dann dieses Mosaikbild. Es zeigten sich einige Veränderungen an der Form und Größe mancher Flecken. Manche kleineren Flecken waren verschwunden, andere kleine Flecken waren aufgetaucht.

Sonnenmosaik vom 15. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenmosaik vom 15. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)

 

Internationale Raumstation ISS

Die Überflüge der Internationalen Raumstation sind immer spektakulär, egal ob man sie als Strichspur fotografiert, oder ob man versucht, ein paar Details dieses bemannten Außenpostens der Menschheit im Weltraum abzubilden. Mit dem bloßen Auge betrachtet, zieht sie als heller, nicht blinkender Lichtpunkt recht schnell über den Himmel. Mit einer Bahngeschwindigkeit von fast 29.000 Kilometern pro Stunde umrundet sie die Erde in gut 90 Minuten. Mit etwas Glück kann man also in einem Sichtbarkeitsfenster mehrere Überflüge in einer Nacht verfolgen. Dank des relativ klaren Himmels am vergangenen Wochenende waren mehrere Versuche möglich, um ihr ein paar Details zu entlocken.

Equipment in diesem Fall ((*)=Affiliatelinks):

Wie man so ein Vorhaben angehen kann, ist im Tutorial zur ISS-Fotografie beschrieben. Auch hier gilt, dass man sich an die optimalen Einstellungen herantasten muss, da die ISS nicht immer exakt gleich hell ist und ihre maximale Höhe am Himmel von Überflug zu Überflug stark variieren kann. Hinzu kommen wetterbedingte Faktoren wie Schleierwolken, die sich auch erheblich auf die tatsächliche Helligkeit der ISS auswirken können.

Das folgende Bild wurde mit einer DLSR gemacht.

Überflug der Internationalen Raumstation ISS in der Nacht zum 15. Mai 2022 um kurz nach Mitternacht. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS in der Nacht zum 15. Mai 2022 um kurz nach Mitternacht. (Credits: astropage.eu)

Ergänzend dazu zeigt dieses Zeitraffer-Video den gesamten Überflug (soweit möglich). Hier erkennt man einige unscharfe Phasen, die einerseits auf das Seeing und andererseits auch auf Vibrationen am manuell nachgeführten Teleskop und auf die Bewegungsunschärfe zurückzuführen sind.

Das folgende Bild wurde dagegen mit einer Planetenkamera gemacht. Planetenkameras haben kleinere Sensoren als digitale Spiegelreflexkameras, was dazu führt, dass das Objekt bedingt durch den höheren Cropfaktor größer abgebildet wird. Der Nachteil daran ist die geringere Wahrscheinlichkeit, die ISS tatsächlich auf dem kleineren Sensor abzubilden.

Überflug der Internationalen Raumstation ISS am Abend 15. Mai 2022 gegen 23:19 MESZ. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am Abend 15. Mai 2022 gegen 23:19 MESZ. (Credits: astropage.eu)

 

Mondfinsternis vom 16. Mai 2022

In den Morgenstunden des 16. Mai 2022 stand eine totale Mondfinsternis an. Allerdings konnte man sie von Deutschland aus nur schwer beobachten. Der Eintritt in den Kernschatten der Erde fand kurz vor Monduntergang statt, so dass man die Totalitätsphase hierzulande nicht komplett verfolgen konnte. Die relativ horizontnahe Position des Mondes wirft außerdem das Problem auf, dass man weitgehend freie Sicht in Richtung Südwesten haben musste, ungehindert von Bäumen, Häusern, Bergen oder sonstigen Hindernissen.

Um zumindest dieses Problem zu umgehen (oder besser gesagt: zu umfahren) entschied ich mich dazu, das Ereignis von einer kleinen Aussichtsplattform zu verfolgen. Die ersten Bilder zeigten zwar eine schöne Vollmond-Stimmung, allerdings zogen immer dichtere Wolkenbänder südlich am Mond vorbei und näherten sich ihm immer mehr.

Vollmond-Stimmung vor der Mondfinsternis. (Credits: astropage.eu)
Vollmond-Stimmung vor der Mondfinsternis. (Credits: astropage.eu)

Dann verschwand der Mond hinter dichten Wolken und war nur noch als schwaches, indirektes Schimmern zu sehen. Keine guten Voraussetzungen für die Beobachtung einer Mondfinsternis. Ein bisschen frustriert ging es dann auf den Rückweg und die Heimfahrt. Doch dann tat sich urplötzlich noch eine Lücke in den Wolkenbändern auf, so dass ich spontan an einem anderen Ort noch ein paar Aufnahmen des Ereignisses machen konnte (siehe unten und das Titelbild des Artikels). Unterm Strich also quasi so eine Art Teilerfolg, mit dem ich zufrieden sein kann.

Mondfinsternis in den Morgenstunden des 16. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)
Mondfinsternis in den Morgenstunden des 16. Mai 2022. (Credits: astropage.eu)

 

Clear Skies

(THK)

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