Astronomen finden „Geistersterne“ einer alten Galaxie in der Milchstraße

Künstlerische Darstellung zweier verschmelzender Galaxien. (Credits: Illustration: International Gemini Observatory / NOIRLab / NSF / AURA / J. da Silva)
Künstlerische Darstellung zweier verschmelzender Galaxien. (Credits: Illustration: International Gemini Observatory / NOIRLab / NSF / AURA / J. da Silva)

Astronomen der Lund University in Schweden haben in der Milchstraßen-Scheibe eine Gruppe von Sternen gefunden, die höchstwahrscheinlich Überreste einer bislang unbekannten Zwerggalaxie sind, die von der Milchstraßen-Galaxie vor mehr als zehn Milliarden Jahren verschlungen wurde. Bislang wurde nichts Vergleichbares in der galaktischen Scheibe entdeckt.

Nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren war der Weltraum ein regelrechter Wilder Westen. Sterne entstanden in riesigen Gaswolken, die miteinander kollidierten und zu immer größeren Wolken verschmolzen. Nach ein paar Milliarden Jahren des Chaos im Weltraum wurden die jungen Galaxien stabiler und entwickelten sich letztendlich zu geordneten Spiralgalaxien wie der Milchstraßen-Galaxie. In einer neuen Studie über die Ursprünge der Milchstraßen-Galaxie hat ein Forschungsteam eine überraschende Entdeckung gemacht. Die Studie wurde im Astrophysical Journal veröffentlicht.

„Wir fanden Spuren einer kleineren Galaxie, die von der Milchstraßen-Galaxie verschlungen wurde. Dieses intergalaktische Relikt wurde indirekt durch eine Population von zehn Milliarden Jahre alten Sternen in der Scheibe der Milchstraßen-Galaxie entdeckt. Dies ist das erste Mal, dass derart alte Sterne in der Scheibe gefunden wurden, die Anzeichen dafür zeigen, dass sie von einer anderen Galaxie stammen“, sagte die Astronomin Diane Feuillet von der Lund University, die Leiterin der Studie.

Mit Daten, die im Rahmen eines Surveys mit dem Apache Point Observatory Galactic Evolutionary Experiment (APOGEE) gesammelt wurden, konnten die Forscher die fraglichen Sterne identifizieren. Die zehn Milliarden Jahre alten Himmelskörper besitzen eine andere chemische Zusammensetzung mit einem höheren Eisengehalt und einem geringeren Aluminiumgehalt als es bei den Sternen in der Scheibe der Milchstraßen-Galaxie der Fall ist. Die Wissenschaftler konnten daher schlussfolgern, dass diese Sterne in einer viel kleineren Galaxie als der Milchstraßen-Galaxie entstanden sein mussten. Dank Daten des Weltraumteleskops Gaia waren sie dann in der Lage, die Umlaufbahnen dieser Sterne zu berechnen.

„Wir wussten bereits, dass die Milchstraßen-Galaxie andere kleinere Galaxien verschlungen hat. Aber dies ist der erste Beweis dafür, dass Sterne aus solchen Galaxien in der Scheibe der Milchstraßen-Galaxie endeten. Wir waren sehr überrascht“, sagte Sofia Feltzing, die als Co-Autorin an der Studie mitwirkte.

Die Milchstraßen-Galaxie besteht aus drei Hauptteilen: Einer Scheibe (in der sich unsere Sonne befindet), einem Halo und einem Zentralbereich. Astronomen sind seit Längerem in der Lage, im Halo Sterne aus anderen Galaxie zu identifizieren. Beispielsweise hat das Weltraumteleskop Gaia gezeigt, dass eine größere Galaxie namens Gaia Enceladus vor etwa zehn Milliarden Jahren in die Milchstraßen-Galaxie stürzte. Die neue Studie zeigt erstmals, dass es dort in der galaktischen Scheibe auch Überreste anderer Galaxien gibt.

„Die Ergebnisse werden nützlich sein für Modelle der Galaxienentstehung. Die Studie zeigt auch die turbulente Vergangenheit unserer Galaxie und dass Sterne, die sich wie unsere Sonne bewegen, aus anderen Galaxien stammen können“, sagte Feuillet.

Quelle

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*