Die Milchstraßen-Galaxie erhöht ihre Masse durch Verschmelzungen mit masseärmeren Zwerggalaxien. Einige der Zwerggalaxien erfahren Gezeitenkräfte während der Umkreisung der Milchstraßen-Galaxie und ihre Mitgliedssterne gehen verloren.
Infolge dessen gibt es Gezeitenschweife auf einer oder auf beiden Seiten der Zwerggalaxien, die als stellare Ströme bezeichnet werden. Der Sagittarius-Strom ist der typischste und ein direkter Beleg dafür. Allerdings gibt es in der Milchstraßen-Galaxie bislang weit mehr Ströme, die durch Kugelsternhaufen erzeugt werden, als jene, welche durch Zwerggalaxien entstehen.
Bei der Sichtung des Gaia Data Release 3 (DR3) haben Forscher unter Leitung von Dr. Yang Yong und Dr. Zhao Jingkun von den National Astronomical Observatories der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (NAOC) einen neuen stellaren Strom von einer Zwerggalaxie entdeckt. Dieses Ergebnis wird die Anzahl der stellaren Ströme von Zwerggalaxien erhöhen. Die Studie wurde am 1. März 2023 in den Astrophysical Journal Letters veröffentlicht.
Die Wissenschaftler haben einen als Stream Scanner bezeichneten Algorithmus entwickelt, basierend auf einer Matched-Filter-Methode. „Dieser Algorithmus wurde dafür entworfen, um Ströme anhand passender Bewegungen und Photometriedaten Gaias zu registrieren. Ein neuer Strom wurde entdeckt und Yangtze genannt“, sagte Dr. Yang.
Yangtze ist erwiesenermaßen kein künstliches Signal, das auf die interstellare Extinktion und das DR3-Scanmuster von Gaia zurückzuführen ist. Es wurde mit einer Breite von 1,9 Grad und einer Länge von 27 Grad am Himmel gemessen. Seine Distanz von der Sonne beträgt 9,12 Kiloparsec und seine Metallizität (Fe/H) wurde auf -0,7 dex geschätzt.
Die Forscher versuchten auch zu verstehen, ob Yangtze mit anderen bekannten Strömen und Kugelsternhaufen in der Milchstraßen-Galaxie in Zusammenhang steht. Sie stellten fest, dass der Kugelsternhaufen Pal 1 Yangtze recht nahekommt, was den Drehimpuls und den Energiebereich betrifft. Und der Anticenter Stream (ACS), ein bekannter Strom, liegt fast auf der Umlaufbahn von Yangtze. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Yangtze eine enge Verbindung zu Pal 1 und auch zum ACS haben könnte.
„Ströme aus den Überresten von Zwerggalaxien sind wichtige Hilfsmittel, um die Struktur und Entwicklung der Galaxie zu entschlüsseln. Yangtze sollte hilfreich sein bei der Untersuchung der Verschmelzungsgeschichte der Milchstraßen-Galaxie“, sagte Dr. Zhao.
(THK)
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