Eine neue Studie unter Leitung von Forschern des American Museum of Natural History stellt das älteste bekannte Beispiel eines evolutionären Wettrüstens in fossilen Aufzeichnungen vor. Diese 517 Millionen Jahre alten Raubtier-Beute-Interaktionen fanden im Ozean des heutigen Südaustraliens statt, und zwar zwischen einem kleinen Schalentier, das mit den Brachiopoden entfernt verwandt ist, und einem unbekannten Meerestier, das seine Schale durchbohren konnte. Die Studie, die am 3. Januar 2025 im Fachjournal Current Biology veröffentlicht wurde, liefert den ersten nachweisbaren Beleg für ein evolutionäres Wettrüsten im Kambrium.
„Raubtier-Beute-Interaktionen werden oft als Hauptursache für die kambrische Explosion angepriesen, insbesondere im Hinblick auf die rasche Zunahme der Vielfalt und Häufigkeit von biomineralisierenden Organismen zu dieser Zeit. Es gibt jedoch nur wenige empirische Belege dafür, dass die Beute direkt auf die Räuber reagierte und umgekehrt“, sagte Russell Bicknell, ein Postdoktorand in der paläontologischen Abteilung des Museums und Hauptautor der Studie.
Ein evolutionäres Wettrüsten ist ein Prozess, bei dem sich Raubtiere und Beutetiere kontinuierlich aneinander anpassen und sich gegenseitig weiterentwickeln. Diese Dynamik wird oft als Wettrüsten bezeichnet, weil die verbesserten Fähigkeiten einer Art dazu führen, dass die andere Art ihre Fähigkeiten als Reaktion darauf verbessert.
Bicknell und seine Kollegen von der University of New England und der Macquarie University (beide in Australien) untersuchten eine große Probe versteinerter Schalen einer frühkambrischen Tommotiidenart namens Lapworthella fasciculata aus Südaustralien. Mehr als 200 dieser extrem kleinen Exemplare, deren Größe von etwas größer als ein Sandkorn bis knapp kleiner als ein Apfelkern reicht, weisen Löcher auf, die wahrscheinlich von einem lochstanzenden Raubtier verursacht wurden, höchstwahrscheinlich einer Art Weichkörper-Molluske oder Wurm.
Die Forscher analysierten diese Exemplare in Bezug auf ihr geologisches Alter und stellten fest, dass die Dicke der Schalenwände innerhalb kurzer Zeit mit einer Zunahme der Anzahl perforierter Schalen einherging. Dies deutet auf ein mikroevolutionäres Wettrüsten hin, bei dem L. fasciculata einen Weg fand, seine Schale gegen Fressfeinde zu verstärken, und der Fressfeind im Gegenzug in die Fähigkeit investierte, seine Beute trotz der immer dickeren Panzerung zu durchbohren.
„Diese wichtige evolutionäre Aufzeichnung zeigt zum ersten Mal, dass Raubtiere eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung früher Tierökosysteme spielten, und sie verdeutlicht, wie schnell solche phänotypischen Veränderungen während der Kambrischen Explosion auftraten“, sagte Bicknell.
Diese Forschungsarbeit wurde zum Teil von der University of New England, dem American Museum of Natural History und dem Australian Research Council (grant #s DP200102005 und DE190101423) finanziert.
(THK)
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