Ein in Nordamerika gefundenes Fossil eines Vorfahren der heutigen tropischen Vögel belegt, dass sie einst auch auf der Nordhalbkugel lebten. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern des Milner Centre for Evolution an der University of Bath.
Wie viele Vogelbeobachter wissen, findet man die meisten Vogelarten auf der Südhalbkugel, wobei viele Vogelgruppen auf Südamerika, Afrika und Australasien begrenzt sind – das sind Landmassen, aus denen der urzeitliche Superkontinent Gondwana bestand.
Dr. Daniel Field vom Milner Centre for Evolution und Dr. Allison Hsiang vom Swedish Museum of Natural History haben jedoch gezeigt, dass ein früher Vorfahre einer modernen Gruppe afrikanischer Vögel, den sogenannten Turakos, vor 52 Millionen Jahren in Nordamerika lebte. Der lateinische Name der Turakos bedeutet „Bananenfresser“ – ein Hinweis auf ihren fruchtfressenden Lebensstil. Turakos sind eine Familie aus 24 farbenprächtigen, mittelgroßen, fruchtfressenden Vogelarten, die ausschließlich in Afrika südlich der Sahara vorkommen.
Das Fossil wurde im Jahr 1982 entdeckt und zehn Jahre später untersucht. Aber erst jetzt wurde das Fossil in seinen evolutionären Kontext gesetzt. Das versteinerte Skelett zeigt nicht nur, dass Turakos früher weit außerhalb ihres heutigen geografischen Lebensraums vorkamen, sondern auch, dass frühe Turakos lange Beine hatten. Das deutet darauf hin, dass sie Bodenbewohner gewesen sein könnten.
Dr. Daniel Field erklärte: „Alle modernen Turakos leben in Bäumen und haben relativ kurze Beine, die für das Sitzen auf Ästen ausgelegt sind. Die Tatsache, dass ihre Vorfahren lange Beine besaßen, spricht dafür, dass sie höchstwahrscheinlich auf dem Boden lebten. Das lässt darauf schließen, dass die Turakos erst viel später in Bäume gingen.“ Dieses Ergebnis stimmt mit Dr. Fields kürzlicher Forschungsarbeit überein, die sich damit beschäftigte, wie Vögel nach dem Asteroideneinschlag, der vor circa 66 Millionen Jahren die Riesendinosaurier auslöschte, den Übergang zu Baumbewohnern vollzogen.
Field und Hsiang veröffentlichten ihre Ergebnisse im Journal BMC Evolutionary Biology. Sie nutzten fossile Aufzeichnungen und genetische Daten heutiger Vögel, um den Stammbaum dieser Vögel zurückzuverfolgen. „Es ist eine wirklich spannende Zeit für die Erforschung der Evolution von Vögeln. Moderne Techniken erlauben uns, detaillierte 3D-Scans von Fossilen zu betrachten und große Mengen genetischer Daten zu sequenzieren“, sagte Field.
„Dieses Fossil wirft fast so viele Fragen auf, wie es beantwortet hat. Warum sind die heutigen Nachfahren dieser Vögel jetzt auf die Tropen begrenzt, obwohl sie früher auch auf der Nordhalbkugel lebten? Wir vermuten, dass Veränderungen des Klimas teilweise für die Fluktuationen in der Verbreitung dieser Vögel verantwortlich gewesen sein könnten, aber wir müssen das näher untersuchen“, ergänzte er.
Dr. Field und Dr. Hsiang beschreiben ihre Entdeckung detailliert im BMC Series Blog.
(THK)
Antworten