CfA-Astronomen machen Aufnahme eines Mehrfachsternsystems

GW Orionis (IOTA, CfA)
GW Orionis (IOTA, CfA)

Multiple Sterne, Doppelsternsysteme, Dreifachsternsysteme, oder vielleicht mehr Sterne, die sich gegenseitig umkreisen, sind einzigartige Laboratorien für die Beobachtung der Interaktionen zwischen Sternen und ihren frühen Umgebungen. Junge Sterne entwickeln sich durch die Akkretion (das Ansammeln) von Materie. Wie und wann die Akkretion aufhört und was demzufolge die Endmasse des Sterns bestimmt, gehört zu den wichtigsten ungelösten Rätseln der Astronomie. In einem Mehrfachsystem ist die Akkretion sogar noch komplexer, weil dort möglicherweise Materie um jeden Stern und zusätzlich Materie um die Gruppe vorhanden und beteiligt ist. Ein besseres Verständnis multipler Sterne, insbesondere solcher, die einander eng umkreisen und dadurch die Akkretion stärker beeinflussen, kann Licht auf den Akkretionsprozess werfen.

Die Astronomen Nat Carleton und Marc Lacasse vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) haben zusammen mit einem Team aus 18 weiteren Kollegen das Infrared Optical Telescope Array (IOTA, jetzt nicht mehr in Betrieb) auf dem Mount Hopkins in Arizona benutzt, um das erste direkte optische Bild eines Dreifachsystems zu erstellen, bei dem der Orbit ungefähr so klein wie eine Astronomische Einheit ist. Eine Astronomische Einheit ist die durchschnittliche Entfernung der Erde von der Sonne.

Die Astronomen waren in der Lage, die Parameter des Dreifachsystems GW Orionis zuverlässig zu messen. Ein Stern besitzt die 3,6-fache Sonnenmasse und umkreist einen Stern mit 3,1 Sonnenmassen in einer Entfernung von 1,35 Astronomischen Einheiten. Ein dritter Begleitstern, dessen Existenz aus früheren Beobachtungen der taumelnden Sternbewegungen abgeleitet wurde, ist ebenfalls zu sehen und umkreist die beiden anderen Sterne in einer Entfernung von etwa acht Astronomischen Einheiten. Das System ist ungewöhnlich hell im Nahinfrarot-Bereich, was darauf hindeutet, dass dort immer noch Akkretionsprozesse ablaufen, aber weitere Untersuchungen sind nötig, um diese Frage zu beantworten. Die Ergebnisse unterstreichen die Leistungsfähigkeit optischer Teleskop-Arrays bei der Beobachtung von engen Mehrfachsternsystemen.

Quelle: http://www.cfa.harvard.edu/news/2011/su201115.html

(THK)

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