Der Ursprung und die Datierung prähistorischer Höhlenmalereien sind Gegenstand anhaltender Debatten. Die Cueva de Ardales in Spanien ist eines der Diskussionsthemen. Dort wurde eine Tropfsteinformation stellenweise rot eingefärbt. Diese Einfärbung ist anscheinend fast 65.000 Jahre alt, aber bis jetzt sprach ein Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft sie einer natürlichen Schicht aus Eisenoxid zu, die von fließendem Wasser abgelagert wurde. Allerdings wurde diese Hypothese kürzlich durch die Ergebnisse eines internationalen Forschungsteams mit Beteiligung eines Forschers vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) widerlegt. Das LaScArBx Archaeological Science Cluster, das Human Past Research Project und das Talents Programme der University of Bordeaux finanzierten diese Studie.
Die Teammitglieder analysierten Proben der roten Rückstände von der Tropfsteinoberfläche und verglichen sie mit eisenoxidreichen Ablagerungen in der Höhle. Sie schlussfolgerten, dass das ockerbasierte Pigment von Neandertalern absichtlich aufgebracht – also gemalt – wurde, weil moderne Menschen auf dem europäischen Kontinent zu der Zeit noch nicht heimisch waren. Und dieses Pigment wurde bemerkenswerterweise von einer externen Quelle in die Höhle transportiert.
Außerdem registrierte man Variationen in der Pigmentzusammensetzung zwischen den einzelnen Proben, die unterschiedlichen Datierungen der Aufbringung entsprechen, manchmal durch viele tausend Jahre getrennt. Dadurch scheint es so, als hätten viele Generationen von Neandertalern diese Höhle besucht und die Vorhänge der großen Tropfsteinformation mit rotem Ocker bemalt. Dieses Verhalten deutet auf eine Motivation hin, zu der Höhle zurückzukehren und den Ort symbolisch zu markieren, und sie bezeugt die Weitergabe einer Tradition über die Generationen hinweg. Die Ergebnisse der Wissenschaftlicher wurden am 2. August 2021 im Journal PNAS veröffentlicht.
Abhandlung: „The symbolic role of the underground world among Middle Palaeolithic Neanderthals“ von Africa Pitarch Martí, João Zilhão, Francesco d’Errico, Pedro Cantalejo-Duarte, Salvador Domínguez-Bella, Josep M. Fullola, Gerd C. Weniger und José Ramos-Muñoz. PNAS, 2. August 2021.
(THK)
Antworten