Die Anfälligkeit des Pine-Island-Eisschelfs in West Antarktika

Die heutige Eisfront des Pine-Island-Gletschers ist rund 50-60 Meter hoch. (Credits: Photo credit: Robert Larter)
Die heutige Eisfront des Pine-Island-Gletschers ist rund 50-60 Meter hoch. (Credits: Photo credit: Robert Larter)

Das Pine-Island-Eisschelf in Westantarktika, das genug Eis enthält, um den Meeresspiegel um 0,5 Meter ansteigen zu lassen, könnte anfälliger für ein vollständiges Verschwinden sein als bislang vermutet. Eine neue Studie unter Leitung von Wissenschaftlern des British Antarctic Survey (BAS) zeigt zwei Prozesse, deren kürzliche Verstärkung bereits die Stabilität des Eisschelfs bedroht. Sie können wechselwirken, um die Wahrscheinlichkeit eines Kollaps noch zu erhöhen.

Dieses große Eisschelf (der auf dem Meer schwimmende Teil eines Gletschers) steuert den Eisstrom aus dem ungefähr englandgroßen Pine-Island-Gletscher in die Amundsensee. Dies ist eine entscheidende Rolle, da der Gletscher einer der weltgrößten und sich am schnellsten verändernde Gletscher ist; er ist für fast ein Viertel des Eisverlusts von Antarktika verantwortlich. Das entspricht der Wassermenge in 13.000 olympischen Schwimmbecken.

Wissenschaftler haben bereits zuvor beobachtet, dass das Pine-Island-Eisschelf aufgrund zweier Prozesse zunehmend anfällig wird: verstärkte Ausdünnung infolge der stärkeren Abschmelzung des Eisschelfs in das Meer und ein Anstieg der Kalbungsereignisse, bei denen Eismassen abbrechen und Eisberge bilden.

Jetzt hat ein Forschungsteam gezeigt, dass die Kombination aus Kalbungen und Abschmelzung wahrscheinlich einen noch größeren Beitrag zum Schmelzen des Pine-Island-Eisschelfs leisten wird als vermutet. Dr. Alex Bradley, ein Experte für Ozeanmodelle am BAS und Hauptautor der Studie, sagte: „Diese Studie unterstreicht die extreme Empfindlichkeit von Eisschelfen gegenüber dem Klimawandel. Sie zeigt, dass das Wechselspiel zwischen den Kalbungen und dem Abschmelzen den Rückgang des Pine-Island-Eisschelfs verstärken kann, von dem wir bereits wussten, dass es anfällig für einen Kollaps ist.“

Das Team nutzte moderne Ozeanmodellierungstechniken, um die Auswirkungen anhaltender Kalbungsereignisse zu simulieren und zu sehen, ob dies die Abschmelzrate beeinflussen würde. Ihre Simulationen zeigen, dass Kalbungsereignisse in einer weiteren Ausdünnung des Eisschelfs resultieren könnten, was wiederum das Eis anfälliger für Kalbungen macht. Das spricht dafür, dass eine Feedback-Schleife zwischen den beiden Prozessen existieren und das vollständige Auflösen des Eisschelfs beschleunigen könnte. Das würde seine Fähigkeit zur Eindämmung des Eisstroms vom Pine-Island-Gletscher ins Meer schwächen und seinen Beitrag zum globalen Meeresspiegelanstieg erhöhen.

„Das komplette Auflösen des Pine-Island-Eisschelfs wird starke Auswirkungen nicht nur auf den Gletscher selbst haben, sondern auch auf den gesamten Westen Antarktikas, weil man annimmt, dass er eine grundlegende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Stabilität des westantarktischen Eisschildes spielt“, sagte Bradley.

In einem sich erwärmenden Klima werden Kalbungsereignisse wahrscheinlich häufiger, deswegen signalisiert diese Studie weiterhin die dringende Notwendigkeit, die Emissionen zu reduzieren und die schlimmsten Effekte des Klimawandels abzumildern.

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Video-Link: https://youtu.be/FtpSS0y9EP0

 

Die Studie mit dem Titel „The influence of Pine Island Ice Shelf calving on basal melting“ von Alex Bradley, David Bett, Pierre Dutrieux, Jan de Rydt und Paul Holland wird im Journal of Geophysical Research: Oceans veröffentlicht.

Quelle

(THK)

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