Der 36-jährige Alex Cherney ist im täglichen Leben eigentlich IT-Berater und Programmierer. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im australischen Melbourne, doch in den letzten Jahren führt er ein inzwischen nicht mehr so ganz geheimes Doppelleben, dem er viele Nächte opfert: er ist ein mehrfach preisgekrönter Amateur-Astrophotograph.
Schon mehrfach schmückten seine Bilder die Rubrik NASA Astronomy Picture of the Day, er gewann Sonderpreise beim David Malin Astrophotography Award von 2010 und 2011, einen zweiten Preis beim 2. International Earth and Sky Photo Contest von TWAN (The World at Night), den ersten Preis beim South Pacific Star Party – AstroImaging Competition und ganz aktuell den Hauptpreis des STARMUS-Festival auf Teneriffa. Bei diesem Photowettbewerb konnte sich Cherneys Zeitraffervideo Ocean Sky unter 250 Teilnehmern bei der hochkarätigen Fachjury als Gewinner durchsetzen.
Für dieses 2,5 Minuten lange Video schlug sich Alex Cherney über mehr als 15 Monate viele Nächte um die Ohren und verarbeitete dann insgesamt 31 Stunden Bildmaterial aus nur sechs sternenklaren Nächten in einem beeindruckendes Werk, das astropage.eu mit freundlicher Genehmigung des Autors hier präsentieren darf:
Der Australier erklärte uns im schriftlichen Interview auch das Geheimnis hinter diesen Bildern: Er verwendet für all seine Photos lediglich eine gewöhnliche Spiegelreflex-Digitalkamera mit CMOS-Bildsensor, nämlich eine Nikon D700 mit einem Nikkor 14-18mm f/28 Superweitwinkelzoom-Objektiv, die auf einem Stativ fixiert sind.
Um solche grandiosen Bilder von Sternen und der Milchstraße zu machen, benötigt er allerdings Standpunkte mit möglichst wenig Lichtverschmutzung, die er glücklicherweise auf einer Halbinsel an der Südküste Australiens und einigen anderen entlegenen Gegenden in der Nähe seiner Heimatstadt noch finden kann.
Zusätzlich wählt Alex Cherney mondlose, klare Nächte oder Nächte mit einem minimalen zunehmenden Mond aus, damit kein Streulicht die Helligkeit der Sterne überstrahlen kann. Dann lässt er die Kamera von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang bei einer Filmempfindlichkeit von 3.200 ISO die ganze Nacht Photos machen, bei einer Belichtungszeit von jeweils 30 Sekunden und im Abstand von einer Sekunde zwischen den Einzelbildern, so dass das Sternenlicht seine volle Schönheit entfalten kann.
Wer jetzt allerdings vermutet, dass Alex Cherney seinem Hobby schon seit vielen Jahren frönt und er sich sein Wissen über einen langen Zeitraum angeeignet hat, der irrt:
Seine Leidenschaft für die Sterne begann erst im Jahr 2007, als seine damals fünfjährige Tochter Milana nach einem Projekttag aus der Schule kam und ihn bat, ihr bei der Suche nach Aliens im All zu helfen.
Also besorgte ihr Vater sich ein kleines Teleskop und zwei Ferngläser und schon beim ersten Blick auf Venus und Jupiter war es Alex Cherney klar, dass es kein Zurück mehr gab: das kleine Teleskop musste den Platz räumen für ein Größeres, das für ein noch Größeres und so weiter…
Alex selbst sagt dazu: „Ich bin nicht ganz sicher, wie groß ein Teleskop sein muss, um Aliens zu finden, aber ich bleibe am Ball.“
Video-Link: http://vimeo.com/24253126
Ocean Sky from Alex Cherney on Vimeo
Allerdings lieh sich Alex Cherney erst im August 2009 bei der Border Stargaze Star Party erstmals ein Stativ aus und richtete seine Spiegelreflexkamera in den klaren Nachthimmel zwischen New South Wales und Victoria – und diese Nacht eröffnete ihm eine völlig neue Dimension für sein Hobby.
Seitdem opfert er sehr viel Zeit für die Vorbereitungen seiner nächtlichen Photosessions, das Finden der idealen Plätze und besten Mondphasen. Doch die Ergebnisse seiner aufwändigen Exkursionen geben ihm recht: er wird mit wirklich überwältigenden Aufnahmen belohnt.
astropage.eu bat Alex Cherney im Interview noch um seine persönlichen Tipps für Alle, die jetzt ebenfalls von diesem Hobby infiziert wurden und sich an der Astrophotographie versuchen wollen:
„Moderne Kameras sind verblüffende Geräte und lassen uns tun, was in Zeiten von Analogfilm noch undenkbar gewesen wäre. Jeder mit einer digitalen Spiegelreflexkamera kann hinausgehen und wundervolle Bilder des Nachthimmels machen, nur mit Hilfe eines Satzes Objektive und eines Stativs. Geht einfach in mondlosen Nächten hinaus aus der Stadt, stellt den Zoom auf 18 mm, öffnet die Blende so weit wie möglich und macht 15 bis 30 Sekunden lange Aufnahmen. Ich persönlich finde auch Stellarium (www.stellarium.org) sehr hilfreich, wenn ich plane, wann und wo ich den Nachthimmel photographieren will.“
Zum Schluss noch einige persönliche Worte an unsere Leser und zugleich das größte Anliegen von Alex Cherney:
„Wie ihr sicher bemerkt habt, bin ich sehr leidenschaftlich, was den Nachthimmel betrifft und ich würde gerne auch in der Zukunft noch die Milchstraße betrachten können. Deshalb ist es gut, wenn sich immer mehr Menschen bewusst werden, wie wunderschön der nächtliche Himmel sein kann und wie stark die Lichtverschmutzung diese Schönheit zerstört. Je mehr Menschen sich dessen bewusst werden, desto besser.“
astropage.eu bedankt sich herzlich bei Alex Cherney für das Interview und die Erlaubnis, unseren Lesern diese wundervollen Aufnahmen zeigen zu dürfen und freut sich auf hoffentlich viele weitere Bilder!
Seine Website: http://www.terrastro.com/
Hier folgen nun einige seiner atemberaubenden Aufnahmen:
(THK)
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