
Supermassive Schwarze Löcher – Objekte mit Millionen oder sogar Milliarden Sonnenmassen – befinden sich in den Kernen von Galaxien. Unsere Milchstraße besitzt beispielsweise ein massives Schwarzes Loch in ihrem Kern, wenn auch eins, das relativ ruhig ist. Trotz ihrem Ruf, Materie und Energie unerbittlich aufzusaugen, können Strahlung und Materie aus der Nähe eines Schwarzen Lochs abgestoßen werden – oft in gewaltigen Jets, wenn es von einer Materiescheibe umgeben ist und Materie in das Schwarze Loch stürzt. In dramatischen Fällen wie bei Quasaren sind Schwarze Locher für einige der spektakulärsten Phänomene im Kosmos verantwortlich.
Ein Schwarzes Loch ist so einfach, dass es mit nur drei Parametern vollständig beschrieben werden kann: seine Masse, sein Rotationsverhalten (Drehimpuls) und seine elektrische Ladung. Das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße ist wegen seiner Nähe zu uns ein Hauptziel für Untersuchungen von Wissenschaftlern, die diese Parameter zu messen versuchen, um zu verstehen, wie sie das Verhalten der Region beeinflussen. Zum Beispiel die Frage, warum unser Schwarzes Loch so ruhig ist, während helle Jets und leuchtstarke Emissionen in dramatischeren Fällen beobachtet werden.
Der Astronom Avi Loeb vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA), sein Student Avery Broderick und zwei Kollegen haben die Natur des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße modelliert. Die Masse wurde schon von anderen Wissenschaftlern geschätzt, die sie aufgrund von Bewegungen der Sterne in der Umgebung auf etwa 4,3 Millionen Sonnenmassen bestimmten. (Die Ladung des Schwarzen Lochs bleibt unbekannt.) Das CfA Team benutzte Ergebnisse aus der Millimeter-Wellenlängen Astronomie mit ultrahohen räumlichen Auflösungen, um die Winkelgröße der schwachen Emissionen rund um das Schwarze Loch zu messen. Die Ausrüstung besitzt eine Präzision, die mit der Beobachtung einer Zehn-Cent-Münze („Dime“) auf dem Mond vergleichbar ist.
Basierend auf ihrer Datenanalyse fanden sie heraus, dass das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße bestenfalls bescheiden rotiert – aber es ist noch unklar, ob das auch der Grund für die schwachen Emissionen ist. Die schlussfolgerten außerdem, dass die Millimeter-Emission leicht verlängert ist – sie hat ein Achsenverhältnis von 2,3, aber die Ausrichtung scheint nicht mit bekannten Strukturen zusammenzuhängen. Ihre Modelle deuten stark darauf hin, dass die Emissionen durch eine Art Akkretionsprozess entstehen. Das neue Ergebnis ist nur der Anfang, der dafür spricht, dass die Astronomie in eine Epoche eingetreten ist, in der sie in der Lage sein wird, die Physik von Schwarzen Löchern direkt mit hochauflösenden Technologien zu studieren.
Quelle: http://www.cfa.harvard.edu/news/2011/su201131.html
(THK)
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