Astro-Bild der Woche: Eine kosmische Säule im Carinanebel

Eine gigantische Säule aus Gas und Staub im Carinanebel NGC 3372 (NASA, ESA, M. Livio and the Hubble 20th Anniversary Team (STScI))
Eine gigantische Säule aus Gas und Staub im Carinanebel NGC 3372 (NASA, ESA, M. Livio and the Hubble 20th Anniversary Team (STScI))

Diese atemberaubende Aufnahme machte das Hubble-Weltraumteleskop anlässlich seines 20. Jahrestages im April 2010. Lesern, die sich etwas intensiver mit Astronomie beschäftigen, werden wahrscheinlich Ähnlichkeiten mit den „Säulen der Schöpfung“ auffallen, einem der berühmtesten Bilder des Teleskops.

Und tatsächlich gibt es einige Parallelen. Während sich die Säulen der Schöpfung im Adlernebel befinden, stellt die hier abgebildete Struktur einen Teil des Carinanebels dar. In beiden Fällen handelt es sich aber um so genannte Emissionsnebel, das sind interstellare Gas- und Staubwolken, die selbst Licht emittieren. Der Grund dafür ist die energiereiche Strahlung naher Sterne, deren Photonen mit den Gasmolekülen der Wolken kollidieren und sie in höhere Energiezustände versetzen. Begeben sich die Moleküle wieder in ihren Ausgangszustand, emittieren sie Photonen mit charakteristischen Wellenlängen. Sowohl der Adlernebel als auch der Carinanebel sind äußerst aktive Sternentstehungsregionen und daher nicht nur für Astrofotografen interessant, sondern natürlich auch vor allem für Astronomen, die anhand solcher Objekte die Entwicklung von Sternen untersuchen.

Der Carinanebel liegt rund 7.500 Lichtjahre entfernt im Sternbild Carina (Kiel des Schiffs). Die hier gezeigte Säule ist etwa drei Lichtjahre hoch. Zum Vergleich: Die Entfernung zum nächstgelegenen Fixstern Proxima Centauri beträgt 4,2 Lichtjahre. Innerhalb der Säule und der umgebenden Gas- und Staubwolken befinden sich zahlreiche neu geborene Sterne. Weil die Teilchendichte dieser Wolken nicht gleichförmig ist, wird das Erscheinungsbild des Nebels stark durch die energiereichen Sternwinde beeinflusst, was sich aber erst bei relativ langen Zeitspannen zeigt. Weniger dichte Gebiete werden schneller abgetragen als dichte Regionen, so unterliegen Sternentstehungsregionen stetigen optischen Veränderungen, auch wenn sie auf Fotos eher statisch und unbewegt wirken.

Die Gesamtausdehnung des Carinanebels liegt – abhängig von der genauen Entfernung – zwischen 200 und 300 Lichtjahren. In seinem Inneren verbergen sich mehrere offene Sternhaufen, darunter auch Trumpler 16 mit einem der interessantesten Sterne der Milchstraße: η (Eta) Carinae. Der Stern durchläuft die letzten Phasen seines Lebens und könnte in naher Zukunft (astronomisch bedeutet das innerhalb der nächsten paar Tausend Jahre) als Supernova oder sogar als Hypernova explodieren. Eta Carinae zählt mit 100-120 Sonnenmassen zu den massereichsten bekannten Sternen, dementsprechend hoch ist sein Energieausstoß – er ist fünf Millionen Mal leuchtkräftiger als unsere Sonne.

(THK)

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