Die europäische Raumsonde Rosetta ist auf dem Weg, einen Kometen abzufangen – und Geschichte zu schreiben. Im Jahr 2014 wird Rosetta in eine Umlaufbahn um den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko eintreten und einen Lander auf ihm absetzen.
Rosettas Zielsetzung ist es, die Vorgeschichte in Erfahrung zu bringen, die ein Komet erzählt, bevor er aktiv wird.
Kometen sind primitive Überbleibsel aus der „Konstruktion“ unseres Sonnensystems vor etwa 4,5 Milliarden Jahren. Weil sie viel ihrer Zeit in der tiefen Kälte des äußeren Sonnensystems verbringen, sind Kometen gut konserviert – eine Goldmine für Astronomen, die wissen möchten, welche Bedingungen „am Anfang“ herrschten.
Wenn ihre langgestreckten Umlaufbahnen sie näher an die Sonne führen, verwandeln sich Kometen in die atemberaubendsten Objekte am Nachthimmel. Die 2004 von der European Space Agency (ESA) gestartete Rosetta hat US-amerikanische Instrumente an Bord und wird bei der Verwandlung einen Sitz in der ersten Reihe haben.
Was wir über Kometen wissen, stammt bislang von einer Handvoll vorbeifliegender Missionen. „In mancher Hinsicht ist ein Vorbeiflug nur ein flüchtiger Einblick in einen Kometen in einem Stadium seiner Entwicklung“, sagt Claudia Alexander, Projektwissenschaftlerin des US-Rosettaprojekts am JPL. „Rosetta ist anders. Sie wird 67P 17 Monate lang umkreisen. Wir werden sehen, wie sich der Komet direkt vor unseren Augen entwickelt, während wir ihn auf seinem Weg zur Sonne und zurück begleiten.“
Starke Sonnenhitze wird tiefgreifende Auswirkungen auf Rosettas Ziel haben. „Wir werden sehen, wie der Komet als kleiner Klumpen im Weltall beginnt und dann zu etwas Schönem wird, mit einem ausgedehnten Schweif.“
Momentan „ruht“ Rosetta sich für die vor ihr liegenden Herausforderungen aus. Sie ist während ihrer Hochgeschwindigkeitsjagd im Ruhezustand. Das Wecksignal wird an oder um Neujahr 2014 erfolgen, wenn die Sonde ein mehrere Monate andauerndes Programm für Selbstdiagnosen startet.
Video-Link: https://youtu.be/ESEz0VerGQc
Informationen über den geplanten Verlauf der Rosetta-Mission (Science@NASA)
Wenn alles gut geht, wird Rosetta im August desselben Jahres in die Umlaufbahn um den Kern von 67P eintreten und beginnen, seine Oberfläche nach einer Landestelle abzusuchen. Wenn eine Landestelle ausgewählt wurde, wird die Sonde auf eine Höhe von etwa einen Kilometer herabsinken, um den Lander abzusetzen. Der Name des Landers ist „Philae“ nach einer Insel im Nil, dem Standort eines Obelisken, der half, den – richtig – den Rosetta-Stein zu entschlüsseln.
Der Touchdown ist für November 2014 geplant, wenn Philae die erste kontrollierte Landung auf einem Kometenkern durchführen wird. „Wenn wir landen, könnte der Komet schon aktiv sein!“, sagt Alexander. Weil der Komet nur eine geringe Anziehungskraft besitzt, wird der Lander sich mit Harpunen verankern. „Die Füße könnten sich in Etwas wie Permafrost bohren oder vielleicht in festes Gestein“, spekuliert sie.
Wenn er befestigt ist, wird der Lander eine beispiellose Untersuchung eines Kometenkerns aus erster Hand beginnen. Unter anderem wird er Proben für automatische Analysen durch Mikroskope an Bord sammeln und Panoramabilder der Kometenlandschaft von der Oberfläche machen.
In der Zwischenzeit wird die über ihm kreisende Rosetta-Sonde auch beschäftigt sein. Sensoren an Bord werden die Oberfläche und das Magnetfeld des Kometen kartieren, die ausbrechenden Jets und Geysire des Kometen überwachen und die Abflussraten messen und vieles mehr. Gemeinsam werden der Orbiter und der Lander das erste 3D-Bild der Schichten unter der Oberfläche eines Kometen erstellen. Die Ergebnisse sollten in der Tat eine Geschichte erzählen…
Quelle: http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2012/02feb_rosetta/
(THK)
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