Einem Forscher der University of Iowa (UI) zufolge lebte in Ostafrika einst ein Krokodil, das groß genug war, um Menschen zu verschlingen.
„Es ist das größte bekannte echte Krokodil„, sagt Christopher Brochu, Assistenzprofessor für Geowissenschaften. „Es könnte länger als acht Meter gewesen sein. Zum Vergleich: Das größte vermessene Nilkrokodil war weniger als 6,4 Meter lang und die meisten sind viel kleiner.“
Brochus Studie über die Entdeckung einer neuen Krokodilart wurde am 3. Mai 2012 im Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht. Die neue Spezies lebte vor zwei bis vier Millionen Jahren in Kenia. Sie ähnelte ihrem lebenden Cousin, dem Nilkrokodil, war jedoch gewaltiger.
Er identifizierte die neue Spezies anhand von Fossilien, die er vor drei Jahren am National Museum of Kenya in Nairobi untersuchte. Einige wurden an Orten gefunden, die für wichtige Entdeckungen menschlicher Fossilien bekannt sind. „Es lebte neben unseren Vorfahren und möglicherweise fraß es sie“, sagt Brochu. Obwohl die Fossilien keinen Hinweis auf Begegnungen zwischen Reptil und Mensch enthalten, fressen Krokodile im Allgemeinen alles, was sie verschlingen können und Menschen aus dieser Zeitperiode wären nicht größer als 1,2 Meter gewesen.
„Wir haben keine fossilen menschlichen Überreste mit Krokodilbissen, aber die Krokodile waren größer als heutige Krokodile und wir waren kleiner, deswegen war vermutlich nicht viel Beißen erforderlich“, sagt Brochu.
Er ergänzt, dass es für Menschen wahrscheinlich zahlreiche Gelegenheiten gab, Krokodilen zu begegnen. Der Grund dafür ist, dass die frühen Menschen gemeinsam mit anderen Tieren an Flüssen und Seen nach Wasser suchen mussten, wo Krokodile auf der Lauer lagen.
Hinsichtlich des Namens, den er der neuen Spezies gab, sagte Brochu, dass es niemals einen Zweifel gab. Das Krokodil Crocodylus thorbjarnarsoni ist nach John Thorbjarnarson benannt, einem berühmten Krokodil-Experten und Kollegen Brochus, der vor einigen Jahren bei Feldstudien an Malaria starb. „Er war ein Gigant auf seinem Gebiet, deswegen ergab es Sinn, einen Giganten nach ihm zu benennen“, sagt Brochu. „Natürlich vermisse ich ihn und ich musste ihn irgendwie ehren. Ich konnte es nicht auf sich beruhen lassen.“
Zu den benötigten Fähigkeiten, um eine neue Krokodilart zu entdecken, gehört anscheinend ein scharfes Auge. Nicht, dass der fossile Krokodilschädel klein wäre – es brauchte vier Männer, um ihn hochzuheben – aber andere Experten hatten das Fossil gesehen, ohne zu erkennen, dass es eine neue Spezies ist. Brochu betont, dass die Sammlung in Nairobi „schön“ sei und viele Fossilien enthalte, die nur unvollständig untersucht wurden. „So viele Entdeckungen könnten noch gemacht werden“, sagt er.
Tatsächlich ist das nicht das erste Mal, dass Brochu in Fossilien aus Ostafrika eine Entdeckung gemacht hat. Im Jahr 2010 veröffentlichte er eine Studie über seine Entdeckung eines menschenfressenden, gehörnten Krokodils aus Tansania namens Crocodylus anthropophagus – ein Krokodil, das mit seiner neuesten Entdeckung zusammenhängt.
Brochu sagt, dass Crocodylus thorbjarnarsoni nicht direkt mit dem heutigen Nilkrokodil verwandt ist. Das spricht dafür, dass das Nilkrokodil eine recht junge Spezies ist und kein altes „lebendes Fossil“, wie viele Leute glauben. „Wir wissen wirklich nicht, woher das Nilkrokodil kam“, sagt Brochu, „aber es erschien erst, nachdem einige dieser prähistorischen Riesen ausstarben.“
Die Arbeit wurde teilweise von der National Science Foundation und dem UI Obermann Center for Advanced Studies finanziert.
Quelle: http://now.uiowa.edu/2012/04/ui-professor-identifies-largest-known-crocodile
(THK)
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