Dieses Astro-Bild der Woche verdanken wir dem NASA-Weltraumteleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer), das Ende 2009 gestartet wurde und den Himmel ein gutes Jahr lang im Infrarotbereich beobachtete. Aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten befindet sich das Teleskop seit Februar 2011 im Ruhezustand. Obwohl es nur ungefähr ein Jahr lang in Betrieb war, lieferte es eine Menge wertvoller Informationen, die als Grundlage für diverse wissenschaftliche Studien herangezogen wurden. Dazu gehören beispielsweise Abhandlungen über Asteroiden im Sonnensystem oder die Entdeckung so genannter Y-Zwerge (astropage.eu berichtete).
Auf den ersten Blick sieht das nebenstehende Bild wie eine gewöhnliche Sternentstehungsregion mit ihren dichten Gas- und Staubwolken aus. Doch die Dimensionen sind noch deutlich größer. Es handelt sich um ein Mosaik aus tausenden Einzelbildern, die einander passend überlagert wurden und eine Gesamtfläche von 1.000 Quadratgrad umfassen. Diese Technik wurde auf alle vier Infrarot-Wellenlängen angewandt, in denen das WISE-Teleskop Licht registrieren kann. Die Gesamtzahl der Pixel aller beteiligten Aufnahmen beträgt damit annähernd 30 Milliarden.
Auch wenn das Mosaik hier recht chaotisch aussieht, fast jeder hat genau diesen Himmelsausschnitt wahrscheinlich schon live gesehen. Es handelt sich um die Himmelsregion, in der sich die bekannten Sternbilder Kassiopeia (das „Himmels-W“) und Kepheus befinden. In optischen Wellenlängen erkennt man dort mit bloßem Auge allerdings nicht besonders viel außer den markanten Sternen. Erst mit leistungsfähigen (Amateur-) Teleskopen lassen sich weitere Einzelheiten erkennen. Im Gegensatz zu dem relativ unspektakulären Erscheinungsbild in sichtbarem Licht kommt es in infraroten Wellenlängen fast zu einer Reizüberflutung, um es mal blumig auszudrücken. Wo man auch hinblickt, überall sieht man Gas- und Staubwolken, die in unterschiedlichsten Farbtönen leuchten – eine Art Netzwerk aus vielen einzelnen Sternentstehungsregionen, das sich durch den gesamten beobachteten Himmelsausschnitt zieht.
Um sich die enorme Größe der fotografierten Region vorzustellen zu können, öffnet man am besten zunächst die unten verlinkte Version der Aufnahme. Ziemlich zentral, etwas oberhalb der Bildmitte ist eine auffallend helle Wolkenstruktur erkennbar. Wenn man seinen Blick von dieser Formation aus langsam schräg nach links unten schweifen lässt, trifft man (sofern diese Wegbeschreibung gut genug war) auf einen winzigen roten Kreis. Das ist der berühmte Supernova-Überrest SN 1572, das Relikt einer Typ-Ia-Supernova, die im Jahr 1572 unter anderem von dem dänischen Astronomen Tycho Brahe beobachtet wurde.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.nasa.gov/images/content/614897main_pia15256-portalfull_full.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Keplers „First Light“
Bild 3: Ein „kosmischer Alligator“ frisst sich durch den Himmel
Bild 4: Die Saturnringe und der Saturnmond Mimas
(THK)
Antworten