Der Cirrusnebel, hier aufgenommen vom Galaxy Evolution Explorer (GALEX), gehört zu den beeindruckendsten Supernova-Überresten innerhalb unserer Milchstraße. Er liegt ungefähr 1.500 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Cygnus (Schwan) und ist so groß, dass einzelne Gas- und Staubfilamente des Nebels über eigene Bezeichnungen im New General Catalogue (NGC) verfügen. Am Himmel erstreckt er sich über den scheinbaren Durchmesser von mehr als drei Vollmonden, was in Bezug auf seine Entfernung einem absoluten Durchmesser von etwa 100 Lichtjahren entspricht.
Der Cirrusnebel ist das Ergebnis eines der spektakulärsten Ereignisse, die man im Universum beobachten kann – dem gewaltsamen Tod eines massereichen Sterns, einer so genannten Supernova. Dieses dramatische Lebensende erleiden allerdings nur sehr massereiche Sterne. Unsere Sonne wird aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Masse nicht zu einer Supernova, sondern zu einem planetarischen Nebel. In etwa fünf Milliarden Jahren wird sie sich zu einem roten Riesenstern aufblähen und ihre äußeren Schichten in den Weltraum abstoßen – zurück bleibt ein Weißer Zwerg inmitten der zuvor abgestoßenen Gashüllen. Diese Gebilde sahen in den ersten brauchbaren Teleskopen wie kleine Planetenscheibchen aus, daher rührt übrigens die historische Bezeichnung „planetarischer Nebel“, die streng wissenschaftlich natürlich nichts mit Planeten zu tun hat. Trotzdem ist sie auch heute noch gebräuchlich.
Bei massereichen Sternen nimmt das letzte Stadium ihres Lebens immer ein extrem explosives Ende, wobei es auch hier noch große Unterschiede bei den physikalischen Abläufen der Supernova gibt. Die Bezeichnung „Supernova“ ist daher nur der Oberbegriff für die gewaltsame Explosion eines massereichen Sterns und umfasst zahlreiche Untertypen, die abhängig von der Anfangsmasse des Sterns und einigen anderen Parametern sind. Die Beschreibung aller Typen würde allerdings den Rahmen dieses kleinen Astro-Bild-Artikels sprengen.
Die Supernova, die den Cirrusnebel erzeugte, fand Schätzungen zufolge vor etwa 5.000 bis 8.000 Jahren statt und wäre wahrscheinlich hell genug gewesen, um von der Erde aus mit bloßem Auge beobachtet werden zu können. Die Aufnahme zeigt den Cirrusnebel im ultravioletten Wellenlängenbereich, wo er deutlicher zu erkennen ist und zahlreiche Einzelheiten offenbart. Die auffälligen Filamente aus Gas und Staub werden durch die Schockwellen der Supernova stark aufgeheizt, so dass die darin enthaltenen Teilchen Licht in verschiedenen Wellenlängen abstrahlen. Die Analyse der Filamente bezüglich ihrer Geschwindigkeiten und Bewegungsrichtungen erlaubt Rückschlüsse auf die physikalischen Prozesse, die dort stattfinden, beziehungsweise stattgefunden haben. Die Ergebnisse solcher Analysen fließen dann in die Modelle ein, die von den Astrophysikern benutzt werden, um den Ablauf von Supernovae möglichst genau zu beschreiben.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA15415.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Schnellläufer CW Leo
Bild 2: Eine Momentaufnahme von erdnahen und potenziell gefährlichen Asteroiden
Bild 3: SOFIA-Bild des planetarischen Nebels M2-9
(THK)
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