Astro-Bild der Woche: Die Circinusgalaxie im Sternbild Zirkel

Die Circinusgalaxie, aufgenommen vom Weltraumteleskop WISE in infraroten Wellenlängen. (NASA / JPL-Caltech /UCLA)
Die Circinusgalaxie, aufgenommen vom Weltraumteleskop WISE in infraroten Wellenlängen. (NASA / JPL-Caltech /UCLA)

Die hier abgebildete Circinusgalaxie liegt in Richtung des gleichnamigen Sternbildes (lat. Circinus = Zirkel) am Himmel der Südhalbkugel und ist ungefähr 14 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Damit gehört sie zu den Galaxien, die sich recht nahe an unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie befinden.

Trotz ihrer Nähe ist sie nicht leicht zu beobachten. Der Grund dafür ist ihre relative Position: Von unserer Perspektive aus betrachtet, liegt sie nur etwa vier Grad unterhalb der Ebene unserer Heimatgalaxie. Das hat zur Folge, dass der Blick auf diese Galaxie durch interstellare Gas- und Staubwolken unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie behindert wird. Erst in den 1970er Jahren entdeckte man dieses Objekt, obwohl es viel näher liegt als andere Galaxien, die bereits seit vielen Jahrzehnten bekannt waren.

Seit ihrer vergleichsweise späten Entdeckung konnten die Astronomen aber einige Informationen über die Galaxie sammeln. So wird sie als eine Typ-II-Seyfert-Galaxie klassifiziert, was bedeutet, dass es sich bei der Circinusgalaxie um einen bestimmten Typ aktiver Galaxien handelt. Ihr Kernbereich wird von einem supermassiven Schwarzen Loch dominiert, das von einer Akkretionsscheibe aus extrem heißer Materie umkreist wird. Dieser Kernbereich emittiert große Mengen Strahlung in vielen verschiedenen Wellenlängenbereichen, darunter Radiowellen, Infrarotstrahlung, Mikrowellenstrahlung, Röntgenstrahlung und Gammastrahlung.

Das obenstehende Bild stammt vom Weltraumteleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer), einem Instrument, das den Himmel im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums beobachtet. WISE und das ebenfalls im Infrarotbereich arbeitende Weltraumteleskop Spitzer offenbarten Strukturen in der Galaxie, die Astronomen nie zuvor gesehen hatten. Beispielsweise sind oberhalb und unterhalb des hellen Kerns deutlich zwei Spiralarme erkennbar, die gemeinsam ein S-förmiges Erscheinungsbild abgeben.

ESO 97-G13, so die Katalogbezeichnung der Circinusgalaxie, besitzt außerdem zwei ringförmige Strukturen mit großen Gasansammlungen, in denen intensive Sternentstehungsprozesse ablaufen. Der innere Ring besitzt einen Durchmesser von rund 260 Lichtjahren, der äußere Ring ist mit circa 1.400 Lichtjahren Durchmesser deutlich größer. Beide Ringe sind auf dieser Aufnahme allerdings nicht zu sehen, da sie nur in besser aufgelösten Detailaufnahmen hervortreten.

Die Untersuchung aktiver Galaxien ist ein wichtiges Forschungsgebiet. Seyfert-Galaxien und andere aktive Galaxientypen können dramatische Auswirkungen auf ihre Nachbarschaft haben und auf diese Weise die lokale Entwicklung von Galaxienansammlungen beeinflussen. Starke Materiejets von aktiven Galaxien können das für die Sternentstehung erforderliche Gas wegfegen und die Sternentstehungsprozesse zum Erliegen bringen. Die Wechselwirkungen sind sehr komplex und vielfältig. Deswegen müssen solche Beobachtungen berücksichtigt werden, wenn Astronomen und Theoretiker möglichst realistische Modelle erstellen wollen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13942.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Sternentstehungsregion SH-2-225
Bild 3: Das Last Light des WISE-Teleskops
Bild 4: Der Nordamerikanebel in Infrarot

(THK)

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