Das Astro-Bild der Woche zeigt die Geburtswehen eines Sterns, wie sie vom Weltraumteleskop Spitzer und dem Atacama Large Millimeter/ submillimeter Array (ALMA) beobachtet wurden. Es handelt sich um die Herbig-Haro-Objekte 46 und 47, die sich ungefähr 1.140 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Vela (Segel des Schiffs) befinden.
Der Begriff Herbig-Haro-Objekt geht auf die beiden Astronomen zurück, die sie in den 1940er Jahren erstmals genauer untersuchten. Der US-Amerikaner George Herbig und der Mexikaner Guillermo Haro arbeiteten unabhängig voneinander und betrieben wertvolle Grundlagenforschung zu diesen Phänomenen.
Heute weiß man, dass Herbig-Haro-Objekte die Folge einer bestimmten Phase des Sternentstehungsprozesses sind. In dieser Phase sorgen die Magnetfelder des neu entstehenden Sterns dafür, dass ein Teil der einströmenden, gasförmigen Materie nicht von dem Stern aufgenommen, sondern in Form starker Materiejets abgestoßen wird. Aus physikalischen Gründen geschieht das in entgegengesetzte Richtungen entlang der Rotationsachse des Sterns.
Die Materie wird mit sehr hohen Geschwindigkeiten abgestoßen, die bis zu mehreren hundert Kilometer pro Sekunde betragen können. In einiger Entfernung von dem Stern kollidiert die Materie dann mit umgebenden Gas- und Staubwolken des interstellaren Mediums. In der Kollisionszone entstehen immens starke Schockwellen, die die gasförmige Materie aufheizen und zum Leuchten anregen. Das ist es, was wir als Herbig-Haro-Objekte beobachten. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten und den vergleichsweise geringen Entfernungen zur Erde können Herbig-Haro-Objekte bereits innerhalb weniger Jahre bemerkenswerte Veränderungen zeigen.
Das Bild der beiden Herbig-Haro-Objekte 46 und 47, kurz HH 46/47, wurde aus Daten in verschiedenen Wellenlängenbereichen erstellt: Das Weltraumteleskop Spitzer registriert Licht im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums, während das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array in der chilenischen Atacama-Wüste unter anderem Submillimeterstrahlung empfängt. Blaue Regionen kennzeichnen gasförmige Materie, die durch die Jets ionisiert wurde. Grüne Farbtöne lassen auf das Vorhandensein von Wasserstoffmolekülen und Staub in der Gaswolke schließen, die den jungen Stern umgibt. In den rötlichen Gebieten findet sich angeregtes Kohlenstoffmonoxidgas.
Messungen der Expansionsgeschwindigkeit haben ergeben, dass sich das Gas in den ausgestoßenen Materiejets schneller ausdehnt als bislang angenommen. Die schnellere Expansionsgeschwindigkeit hat Auswirkungen auf die Gesamtmenge der dort vorhandenen Turbulenzen. Die stärkeren, häufigeren Turbulenzen durchlaufen das mit Gas gefüllte interstellare Medium und können ihrerseits nahe, lokale Gasansammlungen zum Kollabieren bringen. Dadurch beeinflussen sie wiederum die Art und Weise, wie sich andere Sterne in der Nähe bilden. Die regelmäßigen Beobachtungen solch komplexer Objekte wie HH 46/47 in verschiedenen Wellenlängenbereichen fließen in die theoretischen Modelle und Simulationen ein und helfen dabei, den komplizierten Prozess der Sternentstehung besser zu verstehen.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA17555.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Gasnebel um Eta Carinae
Bild 3: Jets von neugeborenen Sternen
Bild 4: Der Gravitationslinseneffekt eines Galaxienhaufens
(THK)
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