Astro-Bild der Woche: Staubwolken im Carinanebel NGC 3372

Ein Teil des Carinanebels, basierend auf optischen Daten und Beobachtungen im Submillimeterbereich. (ESO / APEX / T. Preibisch et al. (Submillimetre); N. Smith, University of Minnesota / NOAO / AURA / NSF (Optical))
Ein Teil des Carinanebels, basierend auf optischen Daten und Beobachtungen im Submillimeterbereich. (ESO / APEX / T. Preibisch et al. (Submillimetre); N. Smith, University of Minnesota / NOAO / AURA / NSF (Optical))

Das Astro-Bild der Woche zeigt einen Teil des Carinanebels im gleichnamigen Sternbild Carina (Kiel des Schiffs) – einen Ort sehr intensiver Sternentstehungsprozesse. Der Nebel befindet sich ungefähr 7.500 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Am Himmel nimmt er eine Fläche von rund 120 * 120 Bogenminuten ein, das ist sogar etwas größer als der wesentlich näher gelegene Orionnebel. Logischerweise ist er damit auch größer als selbiger: Der Carinanebel (NGC 3372) hat einen Durchmesser von mindestens 200 Lichtjahren, abhängig davon, welchen genauen Wert man für seine Entfernung heranzieht. Der Orionnebel misst dagegen nur etwa 30 Lichtjahre in seiner größten Ausdehnung.

Eine Gemeinsamkeit ist, dass in beiden Nebeln zahlreiche Sterne geboren werden. Die Masse der Sterne im Carinanebel ist äquivalent zu 25.000 Sonnenmassen, allerdings sind darunter viele stellare „Schwergewichte“ zu finden, die teils 100 Sonnenmassen und mehr in sich vereinen. Das bekannteste Beispiel für diese Schwergewichte im Carinanebel ist wohl das Doppelsternsystem Eta Carinae, in dem sich zwei massereiche Riesensterne umkreisen. Wegen seiner komplexen Dynamik und seiner Veränderlichkeit, die sich bereits in relativ kurzen Zeitspannen zeigt, ist es Gegenstand vieler Beobachtungsstudien. Zu den 25.000 Sonnenmassen gesellen sich weitere 140.000 Sonnenmassen in Form von Gas und Staub.

Ein Problem bei der Beobachtung der physikalischen Prozesse und Wechselwirkungen in solchen Sternentstehungsregionen ist, dass das sichtbare Licht oft deutlich abgeschwächt oder komplett blockiert wird, weil dichte Staubwolken die Sicht behindern. Um diese Probleme zu umgehen, weichen Astronomen mit ihren Beobachtungen in andere Bereiche des elektromagnetischen Spektrums aus. Jeder Wellenlängenbereich, sei es sichtbares Licht, Infrarotlicht, ultraviolettes Licht, Radiowellen oder Röntgenstrahlung, kann wichtige Informationen über bestimmte kosmische Objekte und Zusammenhänge preisgeben.

Bei der Untersuchung von Sternentstehungsregionen wie dem Carinanebel sind längere Wellenlängen besonders effektiv, weil sie auch die recht dichten Staubwolken durchdringen können und auf diese Weise verraten, was hinter ihnen passiert. Man greift daher auf Instrumente zurück, die beispielsweise im Infrarotbereich arbeiten, zum Beispiel das Weltraumteleskop Spitzer.

Noch langwelliger als Infrarotlicht sind Submillimeterwellen, die auch als Terahertzstrahlung bezeichnet werden. Das vorliegende Bild basiert zum Teil auf Beobachtungsdaten, die mit dem Atacama Pathfinder Experiment (APEX) in Chile in diesem Wellenlängenbereich gesammelt wurden. Die Daten wurden mit optischen Beobachtungen des Curtis Schmidt Telescope am Cerro Tololo Interamerican Observatory kombiniert und geben tiefe Einblicke in den Nebel.

Die Daten des APEX-Teleskops sind auf dem Bild in orangefarbenen Nuancen zu sehen. Sie weisen auf kalte Gas- und Staubwolken hin, in denen sich aus jungen Protosternen neue Sterne entwickeln – tief verborgen vor den Blicken optischer Teleskope. Solche Beobachtungen tragen dazu bei, einige der noch offenen Fragen hinsichtlich der Entstehung und Entwicklung von Sternen zu beantworten. Dazu gehören auch mehrere Aspekte, die das oben erwähnte Doppelsternsystem Eta Carinae betreffen, das den Wissenschaftlern bisweilen immer noch Kopfzerbrechen bereitet.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://cdn.eso.org/images/large/eso1145a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Nahaufnahme vom Kopf des Seemöwennebels
Bild 3: Der Sternhaufen NGC 6520 und die Dunkelwolke Barnard 86
Bild 4: Barnards Galaxie NGC 6822

(THK)

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