Astro-Bild der Woche: Supernovae in der majestätischen Galaxie NGC 3190

NGC 3190, aufgenommen von Kueyen, einem der vier Teleskope des Very Large Telescope in Chile. (ESO)
NGC 3190, aufgenommen von Kueyen, einem der vier Teleskope des Very Large Telescope in Chile. (ESO)

Diese Aufnahme zeigt eine Galaxie mit der Katalogbezeichnung NGC 3190. Sie befindet sich ungefähr 70 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt und liegt in Richtung des auffälligen Sternbildes Leo (Löwe). Es handelt sich um eine Spiralgalaxie mit sehr eng gewundenen Spiralarmen, die wir fast von der Seite betrachten.

NGC 3190 ist Mitglied einer kleinen Galaxiengruppe namens Hickson 44, der außer ihr noch eine elliptische Galaxie sowie zwei weitere Spiralgalaxien angehören. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern sind gering genug, um gravitative Wechselwirkungen zu ermöglichen. Im Fall von NGC 3190 haben diese Interaktionen bereits zu sichtbaren Veränderungen ihrer Struktur geführt: Die Galaxie und die auffallenden, dunklen Staubbänder, die sie durchziehen, wirken verzerrt und deformiert. Die Deformationen sind so stark, dass der südwestliche Bereich der Galaxie sogar eine eigene Katalogbezeichnung hat (NGC 3189), die allerdings nur selten verwendet wird.

Bemerkenswert ist diese Galaxie vor allem deshalb, weil in ihr zwei Supernovae praktisch zeitgleich beobachtet wurden. Ausgehend von der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass so ein Ereignis nur etwa einmal pro Jahrhundert in einer Galaxie zu erwarten ist, ist so etwas extrem selten. Sie Supernova SN 2002bo wurde zunächst im März 2002 von zwei Amateurastronomen im südöstlichen Bereich der Galaxie registriert, nahe am Kreuzungspunkt der Staubbänder.

Zu dem Zeitpunkt befand sich die Supernova noch in ihren ersten Entwicklungsphasen, daher war es Astronomen möglich, ihre weitere Entwicklung mit einem weltweiten Teleskopnetzwerk zu verfolgen und zu untersuchen. Die Analysen kamen zu dem Ergebnis, dass SN 2002bo eine Supernova des Typs Ia war. Dabei explodiert ein Weißer Zwergstern, nachdem er eine kritische Grenzmasse überschritten hat. Der Massenzuwachs kann beispielsweise durch das stetige Abziehen der Materie von einem Begleitstern erfolgen, oder auch durch eine Kollision und Verschmelzung mit einem anderen Weißen Zwerg.

Während der Beobachtung von SN 2002bo entdeckten italienische Astronomen auf der anderen Seite von NGC 3190 eine weitere Supernova, die als SN 2002cv katalogisiert wurde. Auch sie gehörte zum Typ Ia. Sie hält den Weltrekord für die Typ-Ia-Supernova, die am stärksten von galaktischen Staubwolken verdeckt wurde.

Diese Aufnahme basiert auf mehreren Einzelbildern mit einer Gesamtbelichtungszeit von nur 14 Minuten. Dabei kam das FORS1-Instrument am Kueyen-Teleskop zum Einsatz, das Beobachtungen im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums vornahm. Kueyen ist eines der vier Teleskope, aus denen das sogenannte Very Large Teleskope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile zusammengeschaltet werden kann. Das Bild entstand im Rahmen einer Beobachtungsstudie über die Entwicklung von Supernovae des Typs Ia, die darauf abzielte, die Explosionsmechanismen besser zu verstehen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://cdn.eso.org/images/large/eso0617a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die interagierenden Galaxien NGC 1531 und NGC 1532
Bild 3: NGC 799 und NGC 800 – Die Ruhe vor dem Sturm
Bild 4: Das interagierende Galaxienpaar Arp 261

(THK)

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