Mathematische Modelle führen zur Entdeckung neuer Tiefseekorallenriffe

Ein Bild eines neu entdeckten Korallenriffs in 813 Metern Tiefe. (Plymouth University, Galway University, Cefas, Marine Institute Ireland)
Ein Bild eines neu entdeckten Korallenriffs in 813 Metern Tiefe. (Plymouth University, Galway University, Cefas, Marine Institute Ireland)

Ein Team aus Meereswissenschaftlern hat mit leistungsfähigen mathematischen Vorhersagemodellen vier neue Tiefseekorallenriffe im Atlantischen Ozean entdeckt. Die Korallenriffe befinden sich in Tiefen bis zu 1,2 Kilometern in Gewässern westlich von Irland. Sie wurden von einem an der Plymouth University entwickelten Modellierungssystem identifiziert, welches das Auftreten basierend auf für Korallen günstigen Bedingungen vorhersagt.

Forscher der Plymouth University, des Centre for Environment, Fisheries and Aquaculture Science (Cefas) und der National University of Ireland in Galway (NUI Galway) bestätigten dann im Rahmen einer zweiwöchigen Expedition die Existenz der Korallenriffe, wobei ein Unterwasserroboter zum Einsatz kam, um Videobeweise aufzunehmen.

Das Team hat das Experiment als Durchbruch für die Lagebestimmung und den potenziellen Schutz dieser anfälligen Habitate bezeichnet. Die Projektleiterin Dr. Kerry Howell, außerordentliche Professorin an der School of Marine Science and Engineering der Plymouth University, sagte: „Wir sind begeistert von diesen Ergebnissen. Es bedeutet, dass wir jetzt für große, bisher unerkundete Gebiete der Tiefsee Karten erstellen können, die zeigen, wo Korallen wahrscheinlich zu finden sind. Diese Karten können wir nutzen, um wertvolle ökologische Gebiete zu identifizieren, die möglicherweise vor schädigenden Aktivitäten geschützt werden müssen.“

„Die Modelle funktionieren, indem sie schauen, wo unseren Kenntnissen zufolge Tiefseekorallen vorkommen und die günstigen Umweltbedingungen für die Korallen identifizieren, beispielsweise ihre bevorzugten Tiefen. Dann suchen sie nach Gebieten mit den gleichen oder ähnlichen Bedingungen“, ergänzte Dr. Anthony Grehan von der NUI Galway. „Wenn die Bedingungen sehr ähnlich sind, dann gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass wir Korallen finden werden.“

Finanziert vom Eurofleets-Programm der Europäischen Union und unterstützt vom Marine Institute of Ireland, verbrachte das Team zwei Wochen an Bord des Forschungsschiffs Celtic Explorer. Während der Zeit nutzten die Forscher den Unterwasserroboter des Schiffs, Holland I, um an Zielorten zu suchen, die laut den Vorhersagen mit hoher Wahrscheinlichkeit Korallenriffe begünstigen. Holland I fand Korallenriffe bei jedem Einsatz. Das Team suchte auch nach Tiefseeschwammfeldern, aber hier waren die Modelle weniger genau und zeigten nur eine 50-prozentige Erfolgsquote.

Anna Downie vom Cefas sagte: „Wir wissen kaum etwas über diese wichtigen Habitate und das schränkt die Informationen ein, auf die wir unsere Modelle stützen können. Wir müssen weiterforschen, um besser zu verstehen, wie Tiefseeschwämme leben.“

Die Erstellung genauer Korallenriffmodelle war nur dank Wissenschaftlern möglich, die Zugriff auf hoch aufgelöste Multibeam-Sonarkarten des Meeresbodens haben. Die Multibeam-Technologie nutzt Schall zur „Visualisierung“ des Meeresbodens, und Länder wie Irland und Norwegen (im Gegensatz zu Großbritannien) haben große Gebiete ihrer Hoheitsgewässer kartiert.

Bei der Entwicklung der bei dieser Untersuchung getesteten Modelle wurde ausgiebig auf hoch aufgelöste bathymetrische Karten des Irish National Seabed Survey zurückgegriffen. Das Team geht davon aus, dass es seine Ergebnisse in naher Zukunft veröffentlichen und die Karten für jedermann zugänglich machen wird.“

Dr. Howell sagte: „Unsere Kaltwasserkorallenriffmodelle sind jetzt gut genug, um bislang unerforschte Gebiete besser zu untersuchen, und das kann die Kosten zukünftiger Forschungsarbeit deutlich reduzieren.“

Quelle: https://www.plymouth.ac.uk/news/marine-mathematics-maps-undiscovered-deep-water-coral-reefs

(THK)

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