Hinter der eleganten Schlichtheit von NGC 4111, hier abgebildet vom NASA/ESA-Weltraumteleskop Hubble, steckt eine brutalere Geschichte, als man zunächst denken mag. NGC 4111 ist eine lentikuläre oder linsenförmige Galaxie, die ungefähr 50 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Canes Venatici (Jagdhunde) liegt.
Linsenförmige Galaxien sind ein Galaxientyp zwischen elliptischen Galaxien auf der einen Seite und Spiralgalaxien auf der anderen. Sie enthalten alte Sterne wie elliptische Galaxien und besitzen eine Scheibe wie eine Spiralgalaxie. Allerdings enden hier die Gemeinsamkeiten. Sie unterscheiden sich von elliptischen Galaxien, weil sie einen Bulge und eine dünne Scheibe besitzen. Aber sie sind anders als Spiralgalaxien, weil linsenförmige Scheiben nur sehr wenig Gas und Staub enthalten und nicht die vielarmige Struktur aufweisen, die für Spiralgalaxien charakteristisch ist. Auf diesem Bild sehen wir die Scheibe von NGC 4111 in Kantenstellung, daher erscheint sie als ein schmaler Lichtschimmer am Himmel.
Auf den ersten Blick sieht NGC 4111 wie eine recht ereignislose Galaxie aus, aber es gibt ungewöhnliche Merkmale, die darauf schließen lassen, dass sie kein so friedlicher Ort ist. Im rechten Winkel zu ihrer dünnen Scheibe verlaufen mehrere Filamente durch ihren Kern, die sich vor dem hellen Kern der Galaxie als Silhouette abheben. Sie bestehen aus Staub, und Astronomen vermuten, dass sie mit einem Materiering in Zusammenhang stehen, der den galaktischen Kern umgibt. Weil der Ring nicht zusammen mit der Hauptscheibe der Galaxie ausgerichtet ist, wäre es möglich, dass dieser polare Ring aus Gas und Staub in Wirklichkeit die Überreste einer kleineren Galaxie darstellt, die vor langer Zeit von NGC 4111 verschluckt wurde.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/potw1616a.jpg
Quelle: http://spacetelescope.org/images/potw1616a/
(THK)
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