Mondfotografie mit DSLR

Es ist kein Vollmond? Der Mond steht recht hoch am Himmel?

Das sind ganz gute Voraussetzungen, um Detailaufnahmen seiner Oberfläche zu machen. Der Begriff „Detailaufnahme“ ist aber immer subjektiv zu verstehen. Ab wann empfindet man ein Bild der Mondoberfläche als detailreich? Darauf gibt es keine allgemein gültige Antwort – jeder Mensch hat diesbezüglich seine eigene Wahrnehmung. Manche sehen ein Bild mit einem 300mm-Teleobjektiv schon als detailreich, bei anderen muss die Brennweite deutlich höher sein. Bei mir persönlich liegt die subjektive Grenze ungefähr bei 1.000 Millimetern Brennweite. Die hier vorgestellte Vorgehensweise lässt sich aber prinzipiell auch auf kleinere oder größere Brennweiten anwenden.

Die Optik (Teleobjektiv oder Teleskop) sitzt stabil auf einem Stativ oder einer Montierung. Der Fokus stimmt auch (idealerweise vorher an einem hellen Stern eingestellt). Fernauslöser funktioniert. Aber welche Einstellungen sind jetzt die besten?

Manch einer wird es schon befürchtet haben: Es gibt auch auf diese Frage keine definitive Antwort in der Form „ISO so und so, Belichtungszeit so und so“. Da der Mond sehr hell ist, kann der ISO-Wert relativ niedrig gehalten werden, etwa bei 100 oder 200. Die Helligkeit des Mondes und damit die Belichtungszeit hängt aber wiederum von vielen Variablen ab, beispielsweise von der Mondphase und von den aktuellen Wetterbedingungen (Schleierwolken, Hochnebel etc.) am Standort.

Man muss sich also jedes Mal an die richtigen Einstellungen herantasten. Dabei sollte die Verschlusszeit so gewählt werden, dass die hellsten Gebiete im sichtbaren Bildausschnitt nicht überbelichtet werden. Eine leichte Unterbelichtung lässt sich im Zuge der Nachbearbeitung leichter beheben als eine Überbelichtung, bei der die betreffenden Pixel ja übersättigt sind. Der Mond kann unter Umständen durchaus so hell werden, dass Belichtungszeiten von 1/500 Sekunde nicht unüblich sind.

Mond vom 24.05.2015 (astropage.eu)
Mond vom 24.05.2015 (astropage.eu)

Oben: Dieses Bild (hier auf Flickr) wurde mit einer alten Canon EOS 450Da an einem 10″-Teleskop mit 1.200 Millimetern Brennweite gemacht. Der leichte Rotstich ist auf die Astromodifizierung der Kamera zurückzuführen und ließe sich nachträglich noch per Bildbearbeitung entfernen. Die Belichtungszeit war hier mit 1/60s schon arg an der Grenze, wie man sehen kann. Schlecht kalibrierte Geräte können Probleme hinsichtlich der Farbwiedergabe und Helligkeit verursachen.

Digitale Spiegelreflexkameras haben bei der Mondfotografie mit hohen Brennweiten einen technisch bedingten Nachteil: Sie machen nur jeweils eine Aufnahme und fangen die Luftunruhe zu dem Zeitpunkt mit ein. Bei hohen Brennweiten, wie sie bei Detailaufnahmen erforderlich sind, mindert das den Schärfeeindruck und die Bildqualität.

Um die Auswirkungen dieses grundsätzlichen Problems etwas zu reduzieren, besteht die Möglichkeit, mehrere Aufnahmen per Software übereinander zu legen. Dieses sogenannte „Stacken“ oder „Stacking“ kann die Turbulenzen bis zu einem gewissen Grad herausmitteln. Dabei gilt: Je mehr Bilder als Input vorhanden sind, desto besser kann das Endergebnis werden. Aus nachvollziehbaren Gründen ist das mit einer DSLR ziemlich aufwändig, denn es geht nicht um 5 oder 10 Bilder, sondern um 500 oder ein paar tausend Bilder, wenn man die Luftunruhe effektiv herausmitteln will.

Eine andere Aufnahmetechnik, bei der zunächst unkomprimierte Videos aufgenommen und dann per Software weiterverarbeitet werden, ist einer DSLR auf diesem Gebiet überlegen. Für meine Detailbilder nehme ich daher auch nur selten die alte DSLR. Meistens kommt dafür eine Planetenkamera zum Einsatz, siehe…

Mondfotografie mit einer Planetenkamera

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