Astro-Bild der Woche: Die Sternentstehungsregion NGC 6559 im Sternbild Schütze

Die Sternentstehungsregion NGC 6559, aufgenommen vom 1,54-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO)
Die Sternentstehungsregion NGC 6559, aufgenommen vom 1,54-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO)

Wegen Stimmengleichheit beim Onlinevoting musste das aktuelle Astro-Bild der Woche durch einen Münzwurf entschieden werden: Der Sieger trägt die Bezeichnung NGC 6559, der Verlierer wird automatisch zum nächsten Astro-Bild der Woche.

NGC 6559 ist die Katalogbezeichnung für eine relativ kleine Sternentstehungsregion im Sternbild Sagittarius (Schütze). Sie befindet sich in der Nähe des viel bekannteren Lagunennebels (NGC 6523 oder Messier 8) und ist mit rund 5.000 Lichtjahren auch ähnlich weit entfernt. Ein Grund für den höheren Bekanntheitsgrad des Lagunennebels ist mit Sicherheit der Größenunterschied: Während der Lagunennebel eine maximale Ausdehnung von mehr als 100 Lichtjahren hat, beträgt der Durchmesser von NGC 6559 nur ein paar Lichtjahre. Im Vergleich zu seinem ausgedehnten Nachbarn fällt der Nebel also kaum auf und wird leicht übersehen.

Dennoch zeigt die Region einen immensen Detailreichtum, wenn man sie mit ausreichend leistungsfähigen Instrumenten beobachtet. Ein solches Instrument ist das 1,54-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile, mit dem diese Aufnahme gemacht wurde. Bereits auf den ersten Blick erkennt man zwei Gebiete, die sich deutlich voneinander unterscheiden, was das optische Erscheinungsbild betrifft. In der Bildmitte liegt ein rötlich leuchtender, länglicher Emissionsnebel. Wie der Name vermuten lässt, leuchten diese Nebel von selbst: Die zahllosen neu geborenen Sterne der Spektralklassen O und B geben große Mengen Energie in Form von ultravioletter Strahlung ab. Diese Strahlung ist so energiereich, dass sie die umgebenden Wasserstoffwolken ionisieren kann. Die auf diese Weise angeregten Wasserstoffatome geben die aufgenommene Energie anschließend wieder ab, indem sie Licht in charakteristischen Wellenlängen emittieren – daher der Name Emissionsnebel.

Rechts von dem Emissionsnebel befindet sich eine bläulich leuchtende Nebelstruktur, ein sogenannter Reflexionsnebel. Auch hier beschreibt der Name schon die Prozesse, die zur Entstehung solcher Gebiete führen. Diese Nebelwolken weisen einen hohen Gehalt mikroskopischer und auch größerer Partikel aus kohlenstoff- und siliziumhaltigem Staub auf, der das einfallende Licht der nahen Sterne streut. Das Licht wird von den Staubpartikeln in alle Richtungen reflektiert, wobei kürzere, blaue Wellenlängen wesentlich stärker gestreut und reflektiert werden als längere Wellenlängen. Das ist der Grund für das matte, bläuliche Leuchten in diesem Gebiet. Besonders dichte Staubfilamente blockieren das sichtbare Licht dagegen fast völlig, weshalb sie sich als dunkle Silhouetten vor dem hellen Hintergrund abheben. Um speziell in diese verborgenen Regionen hineinzublicken, müssen die Astronomen allerdings andere Beobachtungstechniken verwenden. Dabei greifen sie hauptsächlich auf die Beobachtung infraroter Strahlung zurück, deren langwelliges Licht auch dichte Staubwolken durchdringen kann und so den Blick auf das Geschehen dahinter freigibt.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1320a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: wird nächste Woche zum Astro-Bild der Woche (Stimmengleichstand beim Voting)
Bild 3: Panorama des Lagunennebels
Bild 4: Die HII-Region N44 in der Großen Magellanschen Wolke

(THK)

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