Wo waren wir stehen geblieben?
Richtig, der Sonnenfilter sitzt fest vor der Optik. Wir können anfangen zu fotografieren.
Kamera einschalten, manueller Modus. Idealerweise ist die Sonne bereits auf dem Display zu sehen. Wenn die Ausrichtung nicht gut genug war, muss man so lange korrigieren, bis die Sonne auf dem Display zu sehen ist. Hat man sie gefunden, reguliert man ISO, Blende und Belichtungszeit herunter, bis sie nicht mehr alles überstrahlt; die Sonne kann trotz Filter noch ziemlich hell sein – zumindest wenn man ein Kamerasensor ist. Allgemein gültige Werte kann man nicht angeben, weil sie maßgeblich von den aktuellen Bedingungen am Standort abhängen, beispielsweise der Jahreszeit, der Höhe über dem Horizont, eventuell vorhandenen Schleierwolken, Hochnebel, etc. Die ISO-Empfindlichkeit kann aber recht niedrig gehalten werden, die Belichtungszeit muss entsprechend soweit runter, dass die Sonne nicht überbelichtet wird und als Scheibe mit klar abgegrenztem Rand erkennbar ist.
Abgegrenzter Rand? Da war doch was. Aha, stimmt, Fokussieren wäre gut. Moderne DSLR-Kameras verfügen über Liveview und gegebenenfalls auch noch über eine zusätzliche Zoomfunktion. Die kann man sich zunutze machen und den Sonnenrand heranzoomen und dann fokussieren, bis er sich von der schwarzen Umgebung möglichst scharf abhebt. Alternativ kann man auch große Sonnenflecken zum Fokussieren benutzen. Letzteres ist aber nur bei entsprechend hohen Brennweiten sinnvoll. An dieser Stelle ein kurzer Hinweis: Die Sonne befindet sich wie der Mond und die Sterne im Fokus Unendlich, allerdings sind die Markierungen für den Fokus Unendlich bei vielen Objektiven nicht exakt. Das Fokussieren sollte daher manuell erfolgen und nicht per Autofokus. Eine weitere (jedoch weniger übliche) Alternative besteht darin, die Optik nachts an einem hellen Stern zu fokussieren. Vorteil: Diese Methode ist sehr genau, da ferne Sterne als Punktquellen erscheinen. Nachteil: Die Fokussierung der Optik darf bis zur Sonnenbeobachtung nicht mehr verändert werden und bei starken Temperaturschwankungen ist möglicherweise trotzdem eine geringfügige Nachfokussierung notwendig.
Die beiden Bilder verdeutlichen den Unterschied noch einmal: Oben eine überbelichtete Sonne, die zudem nicht ganz im Fokus ist. Auf ihrer Oberfläche sind keinerlei Details zu erkennen und auch die direkte Umgebung neben der Sonne zeigt noch einen hellen Schein. Das ist NICHT die Korona, die bei einer totalen Sonnenfinsternis sichtbar wird. Bei der korrekten Belichtung im unteren Bild ist ein größerer Sonnenfleck zu sehen und der die Sonne umgebende helle Schein ist verschwunden. Auffallend ist der unruhige Sonnenrand. Der Grund dafür liegt in den Turbulenzen innerhalb der Erdatmosphäre, die einen scharfen Blick auf die Sonne erschweren. Deshalb sind Einzelaufnahmen mit digitalen Spiegelreflexkameras zwar möglich, aber die Luftunruhe setzt ihnen recht schnell Grenzen, was die Schärfe angeht, besonders bei hohen Brennweiten.
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